Lumen Inter Arbores - The Whispers of Nhal'Ardûr

Es heißt, Nhal'Ardûr sei kein Ort, sondern ein Gedächtnis – ein uralter Traum, aus dem die Welt längst erwacht ist, doch das Dunkel selbst träumt weiter.

Tief unterhalb aller Karten, unter Gestein, das nie das Licht erblickt hat, wartet es. Kein Eingang ist genau benannt. Kein Pfad führt dorthin. Und doch findet man es – oder du wirst gefunden.

Die Sucher stiegen hinab. Vier an der Zahl. Glühen auf der Haut, Hoffnung im Herzen. Sie glaubten, dass tief genug gegrabene Geheimnisse endlich Wahrheit preisgeben würden. Doch Wahrheit war nicht das, was sie fanden.

Die Gänge von Nhal'Ardûr atmeten. Die Wände waren feucht und kalt und pressten sich wie Haut an ihre Schultern. Der Stein flüsterte in Lauten, die wie Namen klangen, aber keine waren.

Licht entzündete sich nicht. Es zog sich zurück, als fürchte es sich vor dem, was es erblicken könnte.

Schwarze Spiegel wuchsen aus dem Gestein wie Augen aus einem Schädel. In ihnen zuckte Bewegung, doch kein Licht.
Nur Schatten, die warteten. Die immer gewartet hatten.

Die Dämonen kamen nicht auf einmal. Sie sickerten herein. Wie Nebel, wie Geruch, wie ein Gedanke, der nicht der eigene ist. Halb blind, ihre Augen stumpf wie verhärtetes Wachs – und doch suchten sie mit einer Art von Blick. Sie rochen nicht das Fleisch, sondern die Seelen.

Einer nach dem anderen verlor sich. Das erste Lächeln, dann die Stimme, dann der Verstand. Der erste lachte über etwas, das nur er hörte. Der zweite sprach zu den Wänden, als würden sie antworten. Der dritte starrte in die schwarzen Spiegel, bis sein Blick leer wurde. Der letzte sah sie nie ganz – nur Umrisse, die sich wanden, Stimmen, die seine eigene Form annahmen.

Nhal'Ardûr braucht keine Klippen. Es senkt dich, langsam, Wort für Wort, ins Vergessen. Bis du vergisst, wer du warst. Bis du vergisst, dass du jemals warst.

Und über den schwarzen Spiegeln flüstert der Stein. Und darunter winden sich Schatten. Und sie warten. Wie sie schon immer gewartet haben. Wie sie immer warten werden.