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Bericht der Berater


Frohes neues Jahr!

Liebe Mitglieder und Freunde von ipernity!

Im Dezember vor zwei Jahren erreichte uns die Hiobsbotschaft, dass die "Ewigkeit" von ipernity nach nur 10 Betriebsjahren zu Ende sein solle. Heute gibt es ipernity immer noch - dank eures Engagements und eurer Treue, sowie des großen Einsatzes einiger Ehrenamtlicher, die als ima-Team für ipernity aktiv sind. Als Berater dieses Teams möchten wir heute auf das Erreichte schauen und dann weiter blicken auf das, was uns erwartet.

Direkt nach der Übernahme hatte das ima-Team zunächst alle Hände voll zu tun, den laufenden Betrieb zu stabilisieren und bereits abgeschaltete Funktionen wieder zum Leben zu erwecken. Außerdem wurden mehr als 180.000 verwaiste Nutzerkonten gelöscht, um unnötige Ausgaben zu stoppen. Weil diese Bereinigung teilmanuell durchgeführt werden musste, dauerte sie bis in den Januar 2018 hinein. Ende Januar wurde dann auch die letzte Rate der von Ipernity S.A. übernommenen Schulden beglichen, so dass ipernity seitdem von seinen Altlasten befreit ist.

Parallel wurden die Fühler ausgestreckt, um einen IT-Dienstleister zur technischen Betreuung der Website, zur laufenden Anpassung an neue Erfordernisse und zur Weiterentwicklung zu finden. Die Qwellcode GmbH in Salzkotten (D) war bereit, uns in der Hinsicht zu unterstützen. Dies war vor allem auch deshalb von besonderer Dringlichkeit, weil noch nichts unternommen worden war, um die im Mai 2018 endgültig in Kraft tretende EU-DSGVO umzusetzen.

Zusammen mit Qwellcode wurde sofort begonnen, die Homepage von ipernity zu überarbeiten, um die eingetretenen Veränderungen auch nach außen hin sichtbar zu machen. Viele aus der Gemeinschaft halfen mit, die bis dahin verwendeten Agenturfotos durch gute eigene Fotos zu ersetzen. Auf diese Weise konnte bereits im März eine Beta-Version der neuen Homepage online gehen. Zeitgleich wurden im ipernity-Kernprogramm Anpassungen vorgenommen, die als direkte Folge der Betriebsübernahme notwendig waren: "Über ipernity" wurde aktualisiert, die "Danke"-Seite mit der Geschichte von ipernity wurde erneuert, sowie die Meta-Beschreibungen, die von den Suchmaschinen ausgewertet werden.

Schon im April lief die neue Homepage in allen aktuellen Browsern sowie auf mobilen Endgeräten stabil. Der Beschränkung der angebotenen Sprachversionen auf vorläufig sieben Hauptsprachen haben wir schweren Herzens zugestimmt. Eine größere Vielfalt wäre ehrenamtlich nicht zu bewältigen. Für interne Zwecke wurde ein Controlling-Tool zur permanenten Überwachung aller betriebswirtschaftlich erforderlichen Kennzahlen programmiert. Als Berater erhalten wir monatliche Berichte zur Budgetkontrolle.

Fristgerecht wurden Ende Mai die notwenigen Anpassungen von ipernity an die EU-DSGVO vorgenommen. Die Datenschutzerklärung wurde aktualisiert, ein Datenschutzbeauftragter berufen. Um das Gebot der Datensparsamkeit zu erfüllen, wurden alle Konten gelöscht, die länger als drei Jahre nicht genutzt worden waren. Alle ipernity-Seiten, auf denen sensible personenbezogene Daten übermittelt werden, wurden verschlüsselt. Auf eine vollständige Verschlüsselung von ipernity musste jedoch zunächst aus Kostengründen verzichtet werden.

Erste positive Resonanz auf den ipernity-Veränderungsprozess gab es durch das Web-Bewertungsportal trusted.de/foto-sharing
. Im Vergleich von sieben Foto-Sharing-Portalen teilt sich ipernity dort zusammen mit Flickr den dritten Platz. Auch andere Bewertungs-Portale wurden auf ipernity aufmerksam, und Wikipedia aktualisierte seinen Artikel über ipernity auf eine Weise, dass die jüngsten Entwicklungen bei ipernity korrekt und angemessen wiedergegeben werden: de.wikipedia.org/wiki/Ipernity.

Leider gab es jedoch nicht nur Angenehmes. Ipernity greift nämlich auf eine komplexe Serverfarm zu, die beim Amazon Web Service (AWS) gehostet ist und eine Administration erfordert, deren Art und Umfang nicht dokumentiert war. Infolgedessen kam es im Verlauf des Sommers zu mehreren Betriebsstörungen. Außerdem sind die AWS-Server auf ganz andere Dimensionen ausgelegt, als wir sie derzeit nutzen, und verursachen dementsprechend hohe Kosten. Der Versuch einer Migration scheiterte, weil der Code von ipernity zu sehr auf AWS zugeschnitten und deshalb nicht portierbar ist. In dieser Hinsicht steht das ima-Team vor einer unverändert großen Herausforderung.

Des Weiteren wurde im Sommer offenbar, dass knapp 400 bisher gezählte Club-Mitgliedschaften nur Karteileichen waren, deren alte Zweijahresverträge im Juli ausliefen. Das ima-Team begegnete dieser Herausforderung durch ein Sonderangebot an rückkehrwillige Ex-Iperianer, das gut angenommen wurde. Die Mitgliederzahl, die ohne dieses Angebot auf 1.120 gesunken wäre, erholt sich seitdem kontinuierlich und beträgt heute 1.298 Club-Mitglieder. Unser Dank gebührt sowohl dem ima-Team für seine schnelle und umsichtige Reaktion, als auch den Rückkehrern, die ipernity wieder Vertrauen schenken.

Bei einer tiefergehenden Datenbankanalyse wurde außerdem festgestellt, dass umfangreiche ungelöschte Datenreste aus den zehn ersten Betriebsjahren hohe monatliche Kosten verursachten. Nach mehrfacher Vorankündigung wurden diese Datenreste im November gelöscht, wobei unerwartet hohe Serverbelastungen auftraten, die leider zeitweise zu Beeinträchtigungen des laufenden Betriebs führten. Als Ergebnis wird ipernity allerdings ab Januar 2019 – bei unverändertem sichtbaren Content – deutlich verringerte Speicherkosten haben.

Weitere kleinere Maßnahmen betrafen die ipernity Android-App, welche an verschärfte Kinderschutzregeln von Google angepasst werden musste, sowie die Direkt-Anmeldung über Facebook. Letztere musste leider deaktiviert werden, weil die alte ipernity-Software die ebenfalls verschärften Facebook-Anforderungen nicht mehr erfüllt. Die überflüssige alte Logout-Seite wurde abgeschaltet. Nutzer werden stattdessen nach Abmeldung wieder auf die Anmeldeseite geleitet. Diese wurde mit einem zusätzlichen Info-Panel für aktuelle Ankündigungen ausgestattet. Der Informationstext auf der Anmeldeseite wurde so gestaltet, dass zufällige Besucher aus dem Web sofort auf unser Alleinstellungsmerkmal als weltgrößte, nicht-kommerzielle Foto-Sharing-Gemeinschaft aufmerksam gemacht werden.

Im Oktober nahm das ima-Team die Webseite zwei Tage lang für eine umfangreiche Wartung vom Netz. Zwei ausgefallene Backup-Server wurden wieder hochgefahren und integriert, verschiedene Service-Tools implementiert, das ipernity-Menü bereinigt, der nicht mehr aktuelle ipernity-Uploader entfernt.

Im November stellte das ima-Team Pläne für eine bessere Differenzierung der Nutzungsentgelte vor. Nach ausführlicher öffentlicher Abwägung wurden die neuen Abonnement-Pakete Anfang Dezember verabschiedet. Sie treten zum ersten April 2019 in Kraft. Neuen Nutzern wird der ipernity-Einstieg mit Hilfe eines attraktiven Erstzeichnungs-Angebots erleichtert. Club-Mitglieder erhalten für angeworbene Neumitglieder einen verbesserten Bonus (3+3 Monate statt bisher 1+1). Außerdem wurde endlich der vielfach gewünschte Spenden-Button implementiert.

Auch im ima-Team gab es Veränderungen. Pam Johnson, die ipernity von Spam freihält und alle Nutzer-Anfragen über die Hotline beantwortet, erkrankte im September schwer. Helena Paule übernahm kurzfristig ihre Vertretung. Rob Stamp, ein ipernity-Nutzer mit langjähriger Berufserfahrung in der IT, verstärkt das ima-Team an der Seite von Sami Serola.

Technische Unterstützung wurde uns außerdem von Tobias Bauer angeboten, der vor kurzem neu von Flickr zu ipernity gestoßen ist. Tobias will klären, ob und mit welchem Aufwand ipernity sich gegebenenfalls doch noch kurzfristig insgesamt auf SSL-Verschlüsselung umstellen lässt.

Und so geht es nach den Feiertagen, die für alle Beteiligten nur ein kurze Verschnaufpause sind, mit großem Tempo weiter. Denn die Messlatte liegt hoch: Im Dezember 2018 stufte die renommierte deutsche Fachzeitschrift CHIP ipernity als eine der fünf besten Alternativen für Flickr ein: praxistipps.chip.de/alternativen-zu-flickr-die-top-5_48929

Im Januar wird Rob versuchen, noch tiefer eingenistete Datenreste zu löschen, um weitere Kostensenkungen zu realisieren. Außerdem müssen die für den 1. Februar angekündigten, unvermeidbaren Wechselkursanpassungen implementiert werden. Im Februar soll den jetzigen "freien" Nutzern ein Überleitungsangebot in die zukünftigen Abonnementpakete gemacht werden. Diese Abonnementpakete müssen bis zum 1. April in die ipernity-Software implementiert werden. Parallel muss die erste ipernity-Generalversammlung, die Ende März stattfinden wird, technisch und organisatorisch vorbereitet werden. Das FAQ muss noch angepasst werden, und viele andere Details stehen auf einer langen Erledigungsliste. Langeweile wird es weiterhin nicht geben.

So weit der Rückblick auf das, was im abgelaufenen Jahr erreicht wurde. Aber das Jahresende ist auch der richtige Zeitpunkt, um einen Schritt zurückzutreten und das Gesamtbild zu betrachten. Gerade als Berater, die etwas mehr Abstand zum Tagesgeschäft haben.

Im Jahr 2018 erlebten wir überraschend, das der Riese Flickr durch den viel kleineren Wettbewerber SmugMug übernommen wurde. Man konnte an drei Fingern abzählen, welche Motive hinter dem Deal steckten, mit dem sich Oath/Verizon eines Verlustbringers entledigte. Nach kurzer Schamfrist hob SmugMug die bisher unbegrenzten kostenlosen Flickr-Konten ebenso auf, wie die bisherigen "Großvater"-Accounts zum halben Preis. Im Oktober kündigte Google die Schließung von Google+ an, der "sozialen Gemeinschaft" von Google. Facebook, Twitter und Snapchat vermeldeten in 2018 einen Rückgang der Nutzerzahlen - nicht nur einen abgeschwächten Anstieg, sondern einen wirklichen Rückgang. Die Gründer von instagram haben Facebook verlassen, weil sie mit der Weiterentwicklung ihrer App nach dem Aufkauf durch Facebook nicht einverstanden waren. Und Apples CEO warnte gar vor der Nutzung von "Social Media".

All diese Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf die Frage: Was sind eigentlich "Social Media"? Oder vielmehr: Was hat eigentlich das Beiwort "sozial" in diesem Begriff verloren? Kann ein Web-Angebot überhaupt "sozial" sein? Oder ist das nur ein riesengroßer Bluff?

Um die Wahrheit zu sagen: Die "Social Media" sind so sozial wie eine Kneipe! Man geht dorthin, um mit Freunden eine gute Zeit zu haben oder neue Kontakte zu knüpfen, vielleicht aber auch nur, um nicht seine Einsamkeit zu spüren. Das ist die eine Seite der Medaille. Soweit, so gut. Aber gebaut wurden und werden Kneipen von Brauereien, die dort Bier verkaufen wollen. Nicht mehr und nicht weniger. Was zählt, ist der Gewinn, den die Kneipe abwirft. Der soziale Aspekt ist nur das Vehikel, um Geld aus dem Portemonnaie der Besucher zu holen.

Und so ist es auch im World-Wide-Web. Die "Social Media" sind die Kneipen der großen IT-Konzerne. Sie wurden geschaffen, um aus unseren Bedürfnissen Geld zu ziehen. Nicht direkt, weshalb die "Social Media" scheinbar kostenlos angeboten werden – aber indirekt, indem uns „maßgeschneiderte“ Werbung präsentiert wird. Klar bezahlen zunächst die Firmen für ihre Werbung, aber auf lange Sicht bezahlen wir Nutzer diese wieder.

In solch einem Umfeld haben faire Angebote es nicht leicht. Aber es scheint möglich zu sein. Allmählich ist das bisherige Nutzer-/Anbieter-Verständnis, wie es früher auch bei ipernity bestand, einem zunehmenden Gemeinschaftsgeist gewichen. Die Diskussionen über die Vorschläge des ima-Teams verlaufen inzwischen viel konstruktiver als in den ersten Monaten. Das Team hört zu, lässt eigene Ideen auch mal fallen, nimmt Verbesserungsvorschläge offen an. Manchmal gibt es ganz unerwartete Wendungen, das Ergebnis einer Diskussion kann völlig anders aussehen, als der ursprüngliche Vorschlag.

Dem kommt wohl auch zugute, dass im ima-Team die Kulturen verschiedener Nationen vertreten sind, und nicht eine Richtung dominiert. Die Gemeinschaft profitiert davon, dass alle Mitglieder des ima-Teams selbst Fotografen sind. Sie verstehen die wirklichen Bedürfnisse einer Foto-Sharing-Plattform. Der größte Vorzug ist aber ihre Unabhängigkeit. Niemand will an ipernity auch nur einen Cent verdienen. Niemand kann an ipernity einen Cent verdienen, weil die Statuten das nicht zulassen. Und nun melden sich sogar die ersten IT-Fachleute, um kostenlos zu helfen.

Für uns ist dies das bemerkenswerteste Signal. Ipernity – und damit meinen wir jetzt nicht die Webseite, sondern die Gemeinschaft als Ganzes – wacht auf, die Gemeinschaft erkennt mehr und mehr die Chancen dieses Projektes und will sie auch wahrnehmen.

Als Berater sehen wir nicht mehr nur ein kleines Team, das die Webseite tapfer am Leben erhält. Sehr tapfer übrigens, denn sie leisten im Hintergrund manchmal fast Unmögliches. Was wir wahrnehmen, sind zunehmend mehr Mitglieder, die sich im positiven Sinne einmischen. Vor allem in den letzten Wochen war eine zunehmende Dynamik dieses Engagements zu beobachten. Und im Gegensatz zu anderen "sozialen" Gemeinschaften ist der Ton bei ipernity überwiegend sehr freundlich, auch wenn um Details manchmal hart gerungen wird.

Uns scheint, dass diese Dynamik aus dem Wunsch genährt wird, wenigstens in Teilen wieder ein wirklich nicht-kommerzielles Web zu haben. Ein Web, wie es in den "guten alten Zeiten" der Newsgroups war: autonom und selbstorganisiert. In dem "kostenlos" nicht bedeutet hat, dass eine Leistung nicht bezahlt werden musste, sondern dass sie frei von Profitinteressen war.

Das Wesen einer Gemeinschaft ist, dass sie niemandem gehört, außer sich selbst. Selbst wenn man die technischen Mittel zur Gründung einer Gemeinschaft kontrolliert, kann man die Gemeinschaft selbst nicht kontrollieren. Jedenfalls nicht, wenn die Mitglieder die freie Wahl haben, dabei zu sein oder nicht.

Für uns ist das ein sehr hoffnungsvoller Gedanke in diesen Tagen, wo manches in der Welt aus den Fugen zu geraten scheint. Vielleicht ist das, was wir hier machen, der Beginn einer Rückeroberung der "Social Media". Denn selbst wenn es vermessen erscheint, gegen milliardenschwere Giganten antreten zu wollen, läuft es bisher gar nicht mal schlecht für ipernity. Der Budgetvorschlag, den das ima-Team für 2019 vorgelegt hat, ist solide durchfinanziert. Er erlaubt keine großen Sprünge, wie eine zeitgerechte, responsive Neuprogrammierung unserer Website. Aber er stellt sie auf ein gesundes wirtschaftliches Fundament, wie es für eine aussichtsreiche Zukunft erforderlich ist.

In dem Sinne wünschen wir dem ima-Team weiterhin eine gute Hand und euch allen viel Freude bei und mit ipernity.

Euch allen ein frohes Neues Jahr 2019!

Christian Bucher
Claus-Peter Unterberger
Lutz Petersen
Markus Fritsch
Sara Shrives