Thema der Woche

Mit Esperanto durch die Welt

Jeden Dienstagabend heißt es Esperanto pauken: Lehrer Julio Herrero (2.v.l.) und Ángel Arquillos (2. hinten r.), Präsident der andalusischen Esperanto-Vereinigung, haben den Unterricht ins Leben gerufen. Fotos: Birgit Broecheler

Im Internationalen Jahr der Sprachen feiert der Esperanto-Weltbund seinen 100. Geburtstag

„Saluton“, sagt Julio Herrero und meint damit nichts anderes als „Hallo“ oder „Grüß dich“. Herrero ist Esperanto-Lehrer in Málaga. Seit zwei Jahren unterrichtet er jeden Dienstagabend 90 Minuten lang eine zehnköpfige Truppe in der Aula 6 des Colegio Al-Andalus in Esperanto. „Das ist die einfachste Sprache der Welt“, erklärt Herrero.
Herreras Schüler eint Neugier und der Wunsch nach grenzenloser Kommunikation. Esperanto gehört zu keinem Land und kann doch überall gesprochen werden. „Mich hat die Vorstellung fasziniert, eine Sprache zu lernen, bei der wir alle gleich sind. Es gibt keine Muttersprachler, keine Vormachtstellung der Sprache, wie das etwa beim Englischen der Fall ist“, erklärt die Französischlehrerin Carmen. Und Ángel Arquillos, Präsident der andalusischen Esperanto-Vereinigung AEU, meint: „Ich habe schon Reisen nach Ungarn und in andere Länder gemacht und mich dort mit Esperanto-Sprechern verabredet. Sie haben mir ihre Heimat gezeigt und waren sehr gastfreundlich. Esperanto verbindet Menschen unterschiedlicher Nationalität, Religion und Kultur.“
Doch das wissen nur die wenigsten. Eben deshalb ernten Herreros Schüler oft ungläubiges Staunen, wenn sie Nachbarn, Freunden oder der Familie erzählen, dass sie Esperanto lernen. „Esperanto – was ist das?, fragen mich die meisten“, erklärt Carmen, die nebenbei auch noch Arabisch lernt. Und der Verwaltungsangestellte Rafael bestätigt: „Die meisten Leute verbinden eine Sprache mit einem Land. Deshalb können sie mit Esperanto nur wenig anfangen.“

Wetten auf Zamenhof: Lotterie-Coupon der spanischen Blindenorganisation Once vom 17. Mai zu Ehren des Esperanto-Erfinders. Auch unter Blinden wird Esperanto gerne gesprochen: Es gibt sogar eine eigene Esperanto-Vereinigung für sie.

Wie viele Menschen weltweit Esperanto-Kenntnisse haben, darüber gibt es nur Spekulationen. Schätzungen reichen von einer bis zu zehn Millionen Menschen, die Esperanto lesen, schreiben oder gar reden können. „Das Internet hat viele Möglichkeiten eröffnet, Esperanto zu lernen. Man muss keinen Kurs besuchen oder gar in einer Vereinigung eingeschrieben sein“, erklärt José Antonio del Barrio, Direktor der Esperanto-Stiftung in Zaragoza.
Per Internet die Sprache gelernt hat auch Alejandro Sánchez. In den Sommerferien vor zwei Jahren hat er sich Esperanto selbst beigebracht und unterhält seitdem Kontakt zu Esperantisten weltweit. „Für mich ist es nicht logisch, dass Englisch die Weltsprache ist. Eine Weltsprache sollte eine neutrale Sprache sein, die alle Menschen gleichermaßen lernen können wie eben Esperanto“, meint der 16-jährige Schüler aus Estepona, der Mitglied im Esperanto- Verein „Marbordo de la Suno“ ist, was übersetzt „Costa del Sol“ heißt. Leicht sei das Lernen gewesen und er habe über die Sprache unerwartet viele Leute kennen gelernt, sagt Sánchez.

Alejandro Sánchez aus Estepona hat Esperanto im Internet gelernt. In seiner Schule hat er eine kleine Bibliothek angelegt.

 

Auf allen Kontinenten

Eine Sprache für alle – das ist die Idee hinter Esperanto, einer so genannten Plansprache (s. [S. 36] unten), die vor rund 120 Jahren von dem polnischen Arzt Ludwig Lejzer Zamenhof (s. [Kasten S. 34] unten) unter dem Decknamen Dr. Esperanto kreiert wurde, um der Völkerverständigung zu dienen. Nicht andere Sprachen verdrängen, sondern eine neutrale internationale Sprache sollte Esperanto sein. Spätestens seit 1900 ist die Esperanto-Bewegung konstant die größte Gemeinschaft einer Plansprache (s. [Kasten S. 36] unten). Bis zum Ersten Weltkrieg gründeten sich Esperanto-Organisationen auf allen Kontinenten.
Vor fast genau 100 Jahren – als Gründungstag gilt der 28. April 1908 – wurde der Esperanto- Weltbund ins Leben gerufen, der ausgerechnet in dem von den Vereinten Nationen ausgerufenen Internationalen Jahr der Sprachen seinen runden Geburtstag feiert. Das 100-jährige Bestehen wird beim Weltkongress vom 19. bis 26. Juli in Rotterdam gefeiert. Dabei sein werden natürlich auch Esperanto-Lehrer Julio Herrero, AEU-Präsident Ángel Arquillos und Vorstandsmitglied Andrés Martín aus Málaga. „Bevor es nach Rotterdam geht, werden wir aber nach Brüssel fahren und dort im EU-Parlament eine Sitzung auf Esperanto abhalten“, erklärt Arquillos.
Fast 20.000 Einzelmitglieder weltweit verzeichnet der Esperanto-Weltbund. Die größten Landesverbände sind Deutschland (etwa 1.600 Mitglieder), Japan (1.350), China (1.140), Belgien (1.000), Litauen (950) und die Tschechische Republik (850). „Generell ist das Interesse an Esperanto in kleinen und osteuropäischen Staaten am größten“, meint Stiftungsdirektor del Barrio, der aber auch in Megastaaten wie Brasilien und China ein großes Interesse an der Kunstsprache sieht.
„Esperanto erlebte seine Blüte in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg“, weiß Lehrer Herrero. 1898 wurde der französische Esperanto-Bund gegründet. Viele der auch noch heute bestehenden Organisationen wurden in der Zeit 1900 bis 1914 ins Leben gerufen, so etwa 1902 der Schweizer Esperanto-Bund, 1904 der britische und 1906 der deutsche. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs gab es Verbände oder zumindest Ortsgruppen auf allen Kontinenten. Nach 1907 bestanden sogar Pläne, einen Esperanto-Staat mit dem Namen Amikejo (Esperanto für: Ort, an dem sich Freunde treffen) zu gründen (s. [Kasten S. 36] unten). Lange zuvor aber hatte der Malagueño José Rodríguez Huertas als erster Esperantist Spaniens eine Ortsgruppe in Málaga eröffnet – zeitgleich mit dem deutschen Journalisten Leopold Einstein, der in Nürnberg die erste Esperanto-Gruppe in Deutschland initiierte. Das war 1888.
Zwei Jahre später gab Huertas die erste Esperanto-Grammatik für Spanier heraus. 1898 lobte auch der ehemalige Präsident der Ersten Spanischen Republik, Francisco Pi i Margall, in einem Zeitungsartikel die Möglichkeiten zur Völkerverständigung durch die neue Sprache. Fünf Jahre später gründete sich die Spanische Gesellschaft zur Förderung des Esperanto. Immer mehr Landesverbände entstanden infolge, als erstes der valencianische, anschließend der katalanische und der andalusische. Bereits 1909 wurde Barcelona zum Veranstaltungsort des fünften Esperanto-Weltkongresses auserkoren. König Alfons XIII. verlieh Sprachschöpfer Zamenhof, der selbst angereist war, den Orden Isabel la Católica.
Nur ein Jahr später schuf der Militär und Freimaurer Juli Mangada in Madrid schließlich eine Besonderheit: die Gesellschaft für Esperanto sprechende Militärs (Asociación de Militares Esperantistas). Sie sollte die Verbreitung der Sprache im Heer fördern, damit sich die Soldaten unterschiedlicher Nationalitäten besser verständigen konnten.

Francisco Javier Martín möchte eine Esperanto-Gruppe in Marbella eröffnen.

Unter Spionage-Verdacht

Während des Ersten Weltkriegs mussten die meisten Esperanto-Verbände ihre Aktivitäten einstellen. Nach dem Krieg wurden zwar weitere Gruppen und Verbände gegründet, doch der Zweite Weltkrieg, Hitler und Stalin machten der Bewegung den Garaus. Während des Nationalsozialismus vermutete
man im Esperanto eine jüdische Verschwörung und ließ die Esperanto-Verbände in Deutschland 1936 auflösen. In der Sowjetunion wurden mehrere Esperanto-Funktionäre ab 1937 verhaftet und manche von ihnen hingerichtet, wegen angeblicher Auslandsspionage. In Spanien unterdrückte Franco die Esperanto-Bewegung. In seinen Augen galt sie als ein Produkt der Kommunisten. Mehrere Esperantisten hatten zudem während des Bürgerkriegs auf der Seite der Republikaner gekämpft.
Erst 1947 konnte sich wieder ein spanischer Esperanto-Bund etablieren, der heute etwa 280 Mitglieder hat. Vier Jahre später durfte die Sprache auch unterrichtet werden. 1963 wurde gar der erste Lehrstuhl für Esperanto an der Universität in La Laguna (Teneriffa) eingerichtet. Madrid war Veranstaltungsort für den 53. Esperanto-Weltkongress im Jahr 1968. Nur ein Jahr später wurde die Esperanto-Stiftung in Zaragoza eingeweiht.

▲ Die Calle Esperanto in Málaga wurde 1962 auf Antrag von Esperantisten angelegt. Alle Cafés und Geschäfte heißen dort selbstverständlich „Esperanto“. Fotos: Julio Herrera, Cathrin Müller

Auch in Torrox gibt es seit 1987 eine Avenida Esperanto und ein Edificio Esperanto. Angeblich soll dort ein Esperantist gelebt haben.

In nahezu allen großen Städten Spaniens existieren heute Esperanto-Gruppen und wird Unterricht erteilt. In Andalusien sind unter dem Dach der andalusischen Esperanto-Vereinigung AEU bislang fünf Provinzsektionen mit insgesamt 300 Mitgliedern vereint. In Málaga gibt es neben der Provinz-Vereinigung zwei weitere für die Costa del Sol und für die Axarquía. Im örtlichen Radiosender der Stadt Los Barrios (Cádiz) wird seit kurzem jeden Dienstag und Donnerstag ein Esperanto-Kurs gegeben.
Vielerorts lebt das Interesse für Esperanto wieder auf, der Sprache, die von dem deutschen Wirtschaftsnobelpreisträger Reinhard Selten beherrscht wird, in der Papst Johannes Paul II. seine Weihnachts- und Ostersegen aussprach und die von Umberto Eco oder Richard von Weizsäcker propagiert wird. Und auch die Musiker von der Stuttgarter Gruppe „Freundeskreis“ rappten 1999:
Esperanto: Antwort auf den kulturellen Bankrott. Musik ist Weltsprache, keine schnelle Geldmache. [...] Esperanto: Eloquente Definition, ein schnell erlernter Lingo zur Verständigung der Nation‘n, basiert auf Romanisch, Deutsch, Jiddisch, Slawisch, kein Sprachimperialismus oder Privileg des Bildungsadels ...
Das Interesse an der Sprache ist vor allem durch die Möglichkeiten des Internets gestiegen: Nicht nur Esperanto kann man dort lernen, sondern gleich mit anderen Esperantisten überall auf der Welt chatten und so sein nächstes Reiseziel ausmachen. „Dieses Jahr fahre ich nach Moskau in Urlaub. Vorher suche ich mir im Internet dort schon Esperantisten, mit denen ich mich dann treffe“, sagt auch Francisco Javier Martín, der eine Esperanto-Gruppe in Marbella eröffnen möchte.

Lehrer Julio Herrera erklärt die Zeiten auf Esperanto.

Der Esperanto-Wortschatz stammt überwiegend aus den romanischen Sprachen wie Latein, Spanisch und Italienisch. Viele Wörter sind aber auch dem Deutschen oder Englischen entlehnt. So heißt „danke“ etwa „dankon“, „ja“ wird mit „jes“ übersetzt und „Entschuldigung“ heißt auf Esperanto „pardonon“. „Viele Leute verstehen mich, wenn ich langsam mit ihnen Esperanto spreche“, weiß Martín. Grammatikalisch sei Esperanto mit nur 16 Grundregeln recht einfach gestrickt, selbstverständlich kämen aber auch neue Wörter hinzu wie in jeder anderen Sprache auch. Sie werden vom Weltbund in das Esperanto-Lexikon integriert. Esperanto biete aber nicht nur Vorteile für die internationale Kommunikation, findet Schüler Alejandro Sánchez. „Es ist auch eine gute Basis, um leichter weitere Fremdsprachen zu lernen.“

Und die Zukunft?

Bei so vielen Vorteilen – warum findet Esperanto dann so wenig Unterstützung von offizieller Seite? Allein im Europäischen Parlament sind immerhin 27 Länder vertreten, die meisten davon haben unterschiedliche Staatssprachen. Übersetzungen en masse müssen dort geleistet werden. Schätzungen zufolge gibt die Europäische Union jährlich bis zu 40 Prozent der administrativen Ausgaben für Dolmetschen und Übersetzen aus.
„Es gab tatsächlich eine Initiative von Europarlamentariern, Esperanto als offizielle Sprache im Parlament einzuführen, aber daraus wird wohl nichts“, meint Francisco Javier Martín. Zu groß sei der Chauvinismus der Politiker, die ihre Sprache auch im Parlament behalten wollen, zu stark die Hegemonie des Englischen, meint der Esperantist.
Und auch Stiftungsdirektor del Barrio ist sicher, dass die 27 Nationen im Parlament lieber ihre eigenen Sprachen fördern und dabei Unsummen an Übersetzungs- und Papierkosten ausgeben, als gemeinsam in einer Plansprache zu reden. Kein Wunder: „Sprachen sind ein eigener Markt. Allein der Verkauf von Wörterbüchern und Übersetzungshilfen beschert der Wirtschaft viel Geld“, sagt Martín.
Keine Zukunft für Zamenhofs Esperanto also? Doch, glaubt Schüler Alejandro Sánchez: „So wie sich eine europäische Währung durchgesetzt hat, so wird es eines Tages auch eine gemeinsame Sprache geben.“ Zamenhof als Gewinner? „Selbstverständlich“, meint Esperanto-Schülerin Carmen. „Es gab so viele Genies, deren Ideen sich erst lange nach ihrem Tod durchgesetzt haben, da sind 100 Jahre doch gar nichts.“


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Zamenhof – Sprachschöpfer und Freigeist

„Ich sehe in jedem Menschen nur einen Menschen, und ich beurteile jeden Menschen nur nach seinem persönlichen Wert und seinen Taten. Jegliche Beleidigung oder Benachteiligung eines Menschen aus dem Grunde, dass er einem anderen Volk, einer anderen Sprache, einer anderen Religion oder einer anderen sozialen Schicht angehört als ich, betrachte ich als Barbarei.“

Es ist nicht gesichert, dass diese Sätze tatsächlich von Ludwik Lejzer Zamenhof, dem polnischen Augenarzt und Philologen, der das Esperanto erfand, stammen, doch sie passen nur allzu gut zu dem Mann, der eine leicht zu erlernende Sprache schaffen wollte, die international sein, Völkerverständigung und religiöse Toleranz fördern sollte. Zamenhof, dessen Geburtstag sich im kommenden Jahr zum 150. Mal jährt, war ein bekennender Humanist jüdischen Ursprungs, der Intoleranz und Diskriminierung am eigenen Leib erfuhr und eine Sprache ohne Barrieren als Ausgangspunkt für den Weltfrieden sah.

Ludwik Lejzer Zamenhof um 1908 Foto: Wikipedia

Der Grundstein für sein multikulturelles Verständnis wurde früh gelegt: Zamenhof wurde am 15. Dezember 1859 als Sohn eines Sprachlehrers für Französisch und Deutsch in der Stadt Bialystok geboren, einer damals ethnisch gemischten Stadt, in der Polen, Weißrussen, einige Deutsche und vor allem Jiddisch sprechende Juden lebten. Bis 1874 besuchte Zamenhof das Gymnasium in Warschau, studierte dann Medizin in Moskau, später wieder in Warschau. Zamenhof selbst war überaus sprachbegabt: Er beherrschte Russisch, Jiddisch, Polnisch, Deutsch und Französisch, Griechisch, Latein, Englisch und Hebräisch.
Wie sein Vater glaubte Zamenhof an Assimilation: Er betrachtete sich als Jude, der einer europäischen Nation angehört. Nach den Pogromen von 1882 gründete er zwar eine zionistische Bewegung, schlussfolgerte aber wenige Jahre später, dass die Juden am besten in einer Welt gesichert seien, in der sprachliche und religiöse Barrieren nicht existent seien. Deshalb entwarf er selbst eine „internationale Sprache“, die er 1887 in verschiedenen Sprachen veröffentlichte. Da Zamenhof um seinen Ruf als Arzt fürchtete, gab er die 40-seitige Broschüre unter dem Decknamen Dr. Esperanto heraus. (Esperanto heißt wörtlich: ein Hoffender). Bald jedoch bürgerte sich dieses Pseudonym als Name der Sprache selbst ein. In der Folge gelang es Zamenhof, eine Zeitschrift (La Esperantisto) herauszugeben. Um 1900 fasste Esperanto, nach dem Russischen Reich und Schweden, auch in Westeuropa Fuß. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden Ortsgruppen und Landesverbände von Esperantisten auf allen Kontinenten gegründet.
Zamenhof erlebte den Kriegsausbruch 1914 in Köln, auf dem Weg von Warschau nach Paris zum 10. Esperanto-Weltkongress. In seinen letzten Lebensjahren, die durch eine Herzkrankheit beeinträchtigt wurden, intensivierte Zamenhof seine Arbeit an der Esperanto-Bibelübersetzung und verfasste noch eine Denkschrift, „An die Diplomaten“, die bei den Friedensverhandlungen an die Rechte von Minderheiten denken sollten.
Als Zamenhof mit 57 Jahren am 17. April 1917 starb, begleitete eine große Menschenmenge den Trauerzug zum jüdischen Friedhof Warschaus; nicht nur Esperanto-Sprecher, sondern auch viele der armen jüdischen Patienten Zamenhofs. Zahlreiche Nachkommen und Verwandte Zamenhofs haben den Holocaust nicht überlebt.

Quelle: Wikipedia


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Ein Pass für Esperanto-Sprecher

Pasporta Servo (Pass-Dienst) ist laut Wikipedia ein Netzwerk von Menschen, die Esperanto sprechen und bereit sind, anderen Esperantisten eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit zu bieten. Das Adressverzeichnis wird von der Weltjugendorganisation der Esperantisten, TEJO (Tutmonda Esperantista Junulara Organizo), herausgegeben und jährlich aktualisiert: In der Ausgabe 2007 sind 1.294 Gastgeber in 89 Ländern eingetragen; die meisten Gastgeber gibt es in Europa.
Jeder, der die internationale Sprache spricht, kann diesen Service nutzen. Die Gastgeber verlangen keine Miete, viele bieten auch Frühstück oder Abendessen, einige auch gemeinsame Unternehmungen mit den Besuchern an. Gegenbesuche sind keine Bedingung. Voraussetzung ist aber, dass die Besucher im Besitz einer aktuellen Ausgabe der Gästeliste sind, da durch den Verkauf die Kosten für den Druck des Buches gedeckt werden. Wichtig ist zudem, dass der Gast Esperanto spricht, da die Motivation der Gastgeber vor allem darin liegt, die Sprache mündlich zu gebrauchen.

Ein Pasporta Servo aus dem Jahr 2005. Foto: Internet


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Der Traum vom Esperanto-Staat

Esperanto ist zwar eine Sprache, die zu keinem Land gehört, dennoch hat die Vorstellung eines Esperanto-Staats die Anhänger der Sprache fasziniert. So kam es, dass 1907 eine Gruppe von Esperanto-Anhängern unter dem Sprachenliebhaber und Arzt Wilhelm Molly aus Neutral-Moresnet, einem 344 Hektar großen Stückchen Land zwischen Belgien, Holland und Deutschland (dem heutigen Kelmis in Belgien), einen Esperanto-Staat mit Namen Amikejo (Esperanto für „Ort der Freundschaft“) bilden wollten.
In Dresden wurde bei der Tagung des Esperanto-Weltbundes 1908 Moresnet zum Hauptsitz der Esperanto-Bewegung ausgerufen. Laut einem Bericht in der Aachener Post waren die Bewohner des Gebiets begeisterte Esperantisten: „Die Kurse zur Erlernung der Sprache waren überfüllt, und überall hörte man nur noch Esperanto radebrechen; die 75 Gastwirte des Ortes taten ein Übriges und firmierten in der neuen Landessprache.“

Doch der Traum vom Esperanto- Staat zerplatzt 1914, als deutsche Truppen in Belgien einmarschieren. Im Ersten Weltkrieg stehen sich Nachbarn, Freunde und Familienangehörige als Soldaten in feindlichen Armeen gegenüber. Gerade wegen der Esperanto- Episode werden heute in Kelmis aber noch Esperanto-Sprachkurse angeboten.


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Was ist eine Plansprache?

Plansprachen sind bewusst geschaffene Sprachen, die der internationalen Kommunikation dienen sollen. Eine Plansprache kann in wesentlich kürzerer Zeit gelernt werden als eine natürliche, auch deshalb, weil die Grammatik sehr viel einfacher ist.
Die erste etwas bekannter gewordene Plansprache ist das Solresol, das von dem Franzosen Jean-François Sudre ab 1817 entwickelt wurde. Nennenswerte Aufmerksamkeit erhielt aber erst das Volapük. Es wurde 1879/80 vom badischen Prälaten Johann Martin Schleyer geschaffen. Anfangs sehr erfolgreich, brach die Bewegung jedoch schnell wieder zusammen, da die Sprache relativ schwer zu erlernen war.
Als Esperanto 1887 erschien, hatte das Volapük bereits seine Hochzeit überschritten. Die enttäuschten Volapük-Anhänger wandten sich von den Plansprachen allgemein ab oder wechselten zum Esperanto.
Abgesehen vom Esperanto war die so genannte naturalistische Richtung am erfolgreichsten. Ihre Anhänger strebten nach einer Plansprache, die nach dem Vorbild der romanischen Sprachen gestaltet war. So schlug 1903 der italienische Mathematiker Giuseppe Peano ein vereinfachtes Latein vor, das Latino sine flexione. Betont westeuropäisch ausgerichtet war Occidental von 1922, das von dem Deutsch-Balten Edgar von Wahl entwickelt worden war. Der deutsche Linguist Alexander Gode schuf 1951 die Plansprache Interlingua.
1907 erschien Ido als eine Abspaltung des Esperanto. Da aber in immer kürzeren Zeitabständen neue Verbesserungsvorschläge herauskamen, wurde die Situation für viele Interessierte so unübersichtlich, dass auch Ido immer mehr Anhänger verlor, die sich dann teils wieder der Esperanto-Bewegung, teils anderen Projekten anschlossen.

Quelle: Wikipedia


 

Sprachliche Barrieren abbauen

Birgit Broecheler
ZARAGOZA

José Antonio del Barrio ist seit vier Jahren Direktor der Esperanto-Stiftung, die ihren Sitz in Zaragoza hat. Die Institution wurde bereits 1969 von dem damaligen Rektor der Universität Zaragoza gegründet. Das Ziel der Stiftung: Lehre und Verbreitung des Esperanto durch Seminare, Kongresse und Bücher. Die CSN sprach mit dem 47-jährigen Direktor.

Stiftungsdirektor del Barrio bei einer Präsentation von Werken in Esperanto. Foto: Stiftung

Herr del Barrio, warum haben Sie Esperanto gelernt?
Angefangen habe ich damit vor fast 20 Jahren. Mir haben noch nie die Barrieren, die durch Grenzen und verschiedene Nationalitäten entstehen, gefallen. Damals wollte ich etwas lernen, was darüber hinausgeht. Man ann sagen, ich bin ein echter Zamenhof-Verfechter. Ich sehe eine gemeinsame Sprache als eine Möglichkeit, Barrieren abzubauen.

Was macht die Esperanto-Stiftung?
Die Ziele der Stiftung liegen in der Verbreitung und Lehre des Esperanto. Wir fördern die Übersetzung von Werken. So hat die Stiftung beispielsweise eine komplette Übersetzung von Don Quijote in Esperanto herausgegeben.

Wird Esperanto in Spanien auch von staatlicher Seite gefördert?
Nein, eine staatliche Förderung gibt es nicht. Um die Verbreitung der Sprache kümmern sich ausschließlich die Stiftung, Privatpersonen und regionale Verbände. Allerdings gibt es auch Universitäten, an denen Esperanto-Kurse angeboten werden.

Was sind das für Leute, die Esperanto lernen?
Das ist sehr unterschiedlich, aber gemeinsam ist ihnen ein Interesse an Kommunikation und Kontakten in anderen Ländern. Manche interessiert auch die linguistische Seite an Esperanto.

Wie sehen Sie die Zukunft des Esperanto?
Zamenhofs Vision einer gemeinsamen Sprache als Basis für das Glück auf Erden ist meines Erachtens ein wenig zu hoch gegriffen. Aber ich glaube dennoch an eine Renaissance des Esperanto. Vor allem, weil es zunehmend wichtiger sein wird, sprachliche Barrieren abzubauen.