Diese Geschichte veröffentlichte ich bei Ipernity
am 12.01.2009


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Wieviele Leben - eine Geschichte

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Das letzte Treffen mit dem weisen Mann
und der weisen Frau hat
Jan und Janina sehr beeindruckt
So sehr - dass sie des öfteren darüber sprechen -
auch mit ihren Freunden
« Weißt du » sagt eines Tages Jan
«Es ist mir schon klar geworden -
dass ich schon viele Leben gehabt habe
aber ein bischen neugierig bin ich schon
auf das ein oder andere meiner vorherigen Leben
Was meinst du - Janina - ob man das wohl erfahren kann »
« Ja - das möchte ich auch schon wissen
- aber ein bischen Angst habe ich doch
wer weiß was da alles zu Tage kommt - »
« Nun - wir könnten doch mal den weisen Mann fragen
schade eigentlich - dass er uns seinen Namen nicht genannt hat »
Jan lächelt ein wenig.
« Warum lächelst du - Jan »
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« Ich habe mir bei der letzten Begegnung
seine Handynummer geben lassen »
« Und das sagst du mir erst jetzt »
« Es sollte eine Überraschung sein
Nun ja - er meinte
mit Hilfe der modernen Technik ist es leichter für euch
mich zu erreichen
und für euch bin ich immer zu sprechen »
« Na also - dann aber schnell »
« Ja ja - jetzt kann es dir nicht schnell genug gehen
aber keine Sorge - ich werde ihn noch heute anrufen »

Gesagt - getan
Jan macht mit dem weisen Mann
einen Termin und einen Ort aus
Am nächsten Tag fragt Janina
« Jan - hast du einen Termin »
« Ja - habe ich - lass dich überraschen
aber bis zum Wochenende mußt du dich noch gedulden »
« Das wird mir aber schwer fallen
und wo werden wir uns treffen - wenn ich fragen darf »
« Großes Geheimnis - mehr verrate ich nicht »
Noch nie ist den beiden eine Woche so lang vorgekommen
Endlich ist der Sonntag da - Sie machen sich auf den Weg
« Und wohin gehen wir nun » will Janina wissen
« Wir treffen uns im ' Steinernen Grund '»

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Nun ist dieser 'Steinerne Grund' nicht sehr weit entfernt
Bald sind sie da
Schon von weitem erblicken sie den weisen Mann
Sie begrüßen sich wieder wie üblich
herzlich mit einem Kuss auf beiden Wangen
« Schön - euch wiederzusehen »
« Ja - wir haben uns auch schon die ganze Woche
auf das Wiedersehen gefreut »
« Ich habe mich auch gefreut - euch wiederzusehen -
Kommt - lasst uns einen kleinen Spaziergang machen -
- ehe wir uns über euer Problem unterhalten »

Sie steigen auf einer langen Treppe hinab in den Grund -
Zu beiden Seiten ragen Sandsteinfelsen empor

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Kleine und große Bäume wachsen im Grund
manchmal sogar an steilen Felsen
irgenwo im Innern haben sie einen Halt gefunden

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Der Weg schlängelt sich entlang eines kleinen Bächleins

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Bald kommen sie zu einem natürlichen Felsentor

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Ein herabfallender Stein hat sich festgeklemmt
So gehen sie durch die Schlucht

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lassen sich beeindrucken von der Stille
den grünen und braunen Farbflecken
auf sonnenbeschienenem Moos.
Eine kleine Bank lädt schließlich zum Sitzen ein.

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« Ja » so beginnt der weise Mann nach einer Pause
« Ihr wollt etwas wissen über eure vergangenen Leben
Darüber kann ich euch schon etwas erzählen
aber seid ihr euch auch darüber klar
dass ihr schon viele Leben gehabt habt »
« Ja daran haben wir schon gedacht
und bei der letzten Begegnung
hat deine Frau uns das auch ziehmlich gut erklärt
aber vorstellen können wir uns das nur schwer »
meint Janina etwas zaghaft
« Kann man denn überhaupt etwas darüber erfahren »
« Oh ja - gewiß doch -
Vor tausenden von Jahren gab es in jedem Volk
weise Frauen und weise Männer
diese standen mit anderen Welten in einer sehr lebendigen Verbindung
aber das Wissen ist im Lauf der Zeit verschwunden »

« Warum - warum ist das Wissen um diese Dinge verloren gegangen »

Bedächtig antwortet der weise Mann.

« Die Weisen waren zu der Überzeugung gekommen -
dass dieses Wissen nicht nötig war - um hier leben zu können
sie waren der Meinung - es sei besser -
sich voll und ganz auf das irdische Leben zu konzentrieren
Und - schaut euch mal um -
leben die meisten Menschen nicht auch so »

« Das stimmt schon » antwortet Jan.
« Und was meinst du - Janina »
« Lieber weiser Mann - ist es denn so verkehrt
Kenntnis zu haben über nur ein oder zwei Leben »
« Keinesfalls - das ist ein ganz natürlicher Wunsch -
und heute haben immer mehr Menschen diesen Wunsch

Nun - gut

Jan - du warst in deinem letzten Leben
vor etwa 95 Jahren ein junger Mann -
Dann gab es den großen Krieg
Voller Begeisterung zogest du in den Krieg
Aber es dauerte nicht lange
Das Zerstören und das Töten

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wurde dir im tiefsten Innern deines Herzens zuwider
Die tägliche - ja fast stündliche Angst
um dein Leben hieltest du nicht mehr aus
und dann kam der Moment -
wo du einfach nur tot sein wolltest -

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Du stiegst aus dem Graben
- und wußtest - man würde dich erschießen -
und genau so kam es .........»

... Still ist es ...

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Dann sagt Jan - sichtlich bewegt -
« Jetzt verstehe ich auch warum ich immer noch tief in mir
- manchmal - eine mir unerklärliche Angst verspüre
und warum ich - manchmal -
so traurig bin.
Überall in der Welt gibt es immer noch
Kriege und Töten und Zerstörung
und im Fernsehen
werden diese schrecklichen Bilder
sogar bis ins Wohnzimmer gebracht.

Aber jetzt verstehe ich auch -
Warum ich mich jeden Tag aufs
- neue freue -
und in einer einigermaßen friedlichen Umgebung leben darf »

« So ist es » sagt der weise Mann leise
« Diese schlimmen Erfahrungen
mußt du in diesem Leben nicht mehr machen »

Ruhig hatte Janina zugehört -
« Aber man hat doch nicht nur schwierige Leben gelebt »

« Nein - sicher nicht » antwortet der Weise
« Du warst in diesem grausamen Krieg eine Krankenschwester -
du hattest dich entschlossen
wenigstens ein klein wenig das Elend zu lindern -
Du hast Verwundete gepflegt »
« Jetzt weiß ich auch - warum ich mit Leib und Seele
Kindergärtnerin geworden bin
ich wollte Gesunde und kleine Kinder pflegen »
« So ist es - Verwundete meistens junge Männer -
hattest du genug gesehen »

- Der weise Mann macht eine Pause -

«Ihr Beide habt viele schöne - gute -
- manchmal abenteuerliche Leben gemeinsam gelebt -
- es gibt eine Verbundenheit über viele Leben hinweg -
- und es ist kein Zufall -
dass ihr euch hier wiedergefunden habt.
Nun könnt ihr
ein entspanntes und mit Liebe erfülltes Leben leben »

« Darf ich noch eine einzige Frage stellen »
Jan hatte sich fest vorgenommen
diese Frage zu stellen

« Wieviele Leben haben wir denn schon auf
diesem Planeten gehabt? »
....Nun ist es heraus...
.
Nach einer langen Pause -
und dabei schaut er Jan und Janina liebevoll an -

« Du mein lieber Jan - hast auf diesem Planeten 643 Leben gehabt
und du meine liebe Janina 346 Leben
Vielleicht kommt euch das sehr viel vor
aber im Zeitrahmen des Universums ist es nicht sehr viel
Ihr habt vergessen
Das Universum ist um vieles
größer und gewaltiger
als ihr es euch in diesem Leben vorstellen könnt »

« Im allgemeinen » so fährt er fort
braucht euer - Ich - mehrere Leben,
um bestimmte Fähigkeiten zu bekommen
und zu einer selbstverständlichen
Leichtigkeit und Freude des Lebens zu gelangen.
Was denkt ihr
Wie kommt es - dass schon ein kleines Kind
etwas mit der größten Selbstverständlichkeit -
- Freude und Leichtigkeit tut
zum größten Erstaunen der Erwachsenen
- Mozart - war schon als Kind ein musikalisches Phänomen
um nur einen Menschen zu nennen.
Aber dieses Phänomen gibt es auf allen Gebieten
sowohl bei Männern wie bei Frauen.

Und noch etwas möchte ich euch zum Schluß sagen :
Die meisten eurer Leben hier auf diesem Planeten waren
gute - harmonische mit viel Freude erfüllte Leben.
Das gilt für jeden Mann und für jede Frau »

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Die Sonne scheint in die Schlucht
auf einen bemoosten Stein
und Beiden wird auf einmal bewusst.
Auch ihr jetziges Leben hat einen tiefen und schönen Sinn.

« Laßt uns aufstehen » meint der weise Mann nach einer Weile.
Ich bleibe in eurer Nähe wohnen
und ich weiß - ihr habt noch viele Fragen
aber durch diese immer neuen Fragen
bleibt das Leben ja auch spannend »

Langsam gehen sie zurück durch den Grund
auch er ist heller geworden

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Nach einer Weile
kommen sie an ihre kleine Stadt mit dem Fluß.
Der Weise verabschiedet sich
- winkt ihnen zu - geht hinunter zur Fähre
Und die Fähre bringt ihn mit vielen anderen Menschen
zum anderen Ufer.

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Jan und Janina winken ihm zum Abschied zu
Sie setzen sich auf eine Bank.
Die Sonne scheint warm und hell
die Wellen glitzern silbrig
Und es kommt ihnen so vor:

Dieses Ufer ist ihr jetziges Leben
das andere Ufer
....Dort sind ihre zukünftigen Leben....




Text und Fotos von Albert Jäger
die Kriegsfotos aus einem alten Album


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