Diesen Artikel veröffentlichte ich bei Ipernity am 25 Juli 2008

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50 Jahre - und ein bischen weise




Vor 50 Jahren - am 25. Juli 1958 wurde ich zum Priester geweiht
durch Kardinal Dr Lorenz Jaeger - Erzbischof von Paderborn -
im Hohen Dom zu Paderborn - mit mir noch weitere 40 junge Männer
.


Es war eine großartige Feier -
darauf versteht sich die "Hl. Mutter Kirche" -
und wir waren alle - wie man heute so schön sagt - hochmotiviert.

Im August 1958 feierte ich die 1. Hl. Messe
in meiner Heimatkirche in Bad Lippspringe.

7 Jahre war ich als Vikar - Priester - in 2 Gemeinden tätig.
Dann beschloß ich diesen Beruf aufzugeben.


WARUM

Man macht so seine Erfahrungen -
und die kommen meist nicht von he
ute auf morgen - sie wachsen -
hier sind einige weniger gute:

Die Arroganz der Kirche - die behauptet - auch heute noch -
die Alleinseligmachende zu sein

Die Anmaßung eines Menschen - eines Papstes -
in Glaube
ns- und Sittenlehren - unfehlbar zu sein -
was schon in einzelnen Fällen erwiesenermaßen nicht der Fall war -



Die Behauptung - alle Menschen
seien durch das erste Elternpaar - Adam und Eva
schon bei der Geburt mit der Erbsünde belastet
und
nur durch Jesus - den Sohn Gottes
könne diese Schuld durch eine Taufe getilgt werden
und zwar durch den Tod eines Gottes-Sohnes am Kreuz.



Gott gibt es nur als Vater und Sohn -
Mutter und Tochter gibt
es nicht als Gott.
Der' Heilige Geist'
ist eine recht verschwommene
und irgendwie nicht recht passende göttliche Person
leider auch eine etwas unglückliche Übersetzung
von 'to pneuma' in 'spiritus' und 'Der Geist'
'To hagion pneuma' heißt nur 'Das heilige Atmen'
wobei Atmen oder Atem für Leben steht
Leider ist aus dem griechischen Neutrum 'to'
im Lateinischen das männliche 'der' geworden
Und darüber haben dann im Laufe der Geschichte
hunderte von Theologen nachgedacht und spekuliert

Es gab und gibt - leider - immer wieder
die Bespitzelung durch 'tiefgläubige' Menschen.
Ich schrieb einmal in einem öffentlichen Leserbrief
am 8. November 1964:
« Der Bischof soll nur einmal verheiratet sein - das steht klar und unmißverständlich in einem Buch des 'Neuen Testamentes' »

Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein,
nur einmal verheiratet,
nüchtern, besonnen, von würdiger Haltung,
gastfreundlich, fähig zu lehren;1 Tim 3,2
Er soll ein guter Familienvater sein
und seine Kinder zu Gehorsam
und allem Anstand erziehen1 Tim 3,4

Wegen vieler Briefe an den Kardinal wurde ich zitiert -
Er konnte es nicht verstehen - wie er mir unumwunden zugab.
Immerhin hatte es ja auch 1200 Jahre gedauert
bis ein kleiner Buchstabe dazukam.

Und aus dem - einmal - wurde ein -
- keinmal -

Das ist jetzt auch schon wieder 800 Jahre her.

Die Kirche ist eine Wahlmonarchie.
Ein kleines Gremium - meist alter Männer
wählt meistens einen alten Mann als Papst
- ein Alter - in dem andere schon im Ruhestand sind.
Eine freiwillige Abdankung
ist nicht vorgesehen.
Normalen Pfarrern wird diese Möglichk
eit
ab dem 70. Lebensjahr nahegelegt.

Im Alter kann man auch leicht der Gefahr einer übergroßen Ängstlichkeit erliegen.
Aber Ängstlichkeit ist ein schlechter Ratgeber.


Überraschung


Am 11. Februar 2013 gibt Benedikt XVI seinen Rücktritt
vom 'Amt des Petrus'bekannt.
Er fühlt sich den Herausforderungen des Amtes
gesundheitlich nicht mehr gewachsen.
am 28.Februar 2013 um 20.00 Uhr endet sein Pontifikat.



Die Amtskirche fordert bei jeder sich bietenden Gelegenheit
von anderen Freiheit.
In ihren eigenen Reihen gibt es sie nicht.
Wer aus der Reihe tanzt - wird gnadenlos entlassen.
Ich habe es am eigenen Leibe erfahren. Ab dem 1.2 1966 gab es keinen Pfennig mehr - kein Übergangsgeld - nichts.
Soziale Abfederung - in dieser christlichen Kirche - ein Fremdwort.
Seitdem erhält sie auch von mir keine Kirchensteuer mehr.

Bei der Eröffnung des Konzils im Jahre 1962
sagte ein 20jähriger junger Mann aus meiner Gemeinde
' Die Berge kreißen - und geboren wird eine Maus'
Ich hielt das damals nicht für möglich.
Er sollte Recht behalten - leider.

Eine wirklich gute Erfahrung war die - man hat uns das Meditieren gelehrt.
Jeden Morgen vor dem Gottesdienst
gab es 30 Minuten Zeit zum Meditieren.
Bis heute pflege ich diese Übung.
Und - ich lernte meine Gedanken und Gefühle -
so gut es nun mal eben geht - in Worten auszudrücken.
Jeden Sonntag mußte gepredigt werden - das gehörte nun mal dazu.

Der Entschluß, diesen Beruf nicht mehr auszuüben fiel mir nicht leicht.
Auch für meine Eltern und Geschwister war es eine schwere Zeit.

Ich studierte dann nochmal Pädagogik mit den Fächern
Sport - Physik - Chemie - Deutsch
Hier lernte ich meine Frau kennen.
Wir heirateten und ließen uns am 2. Weihnachtstag 1969 von einem evangelischen Theologieprofessor in einer evangelischen Kirche trauen.
Wir hatten 3 Kinder - 2 Mädchen 1 Jungen.
Meine Frau starb leider
am 13. August 1999 an Krebs im Alter von 56 Jahren.
Die älteste Tochter ist seit 2002 evangelische Pfarrerin -
ihr Mann ist ebenfalls Pfarrer. Sie teilen sich die Arbeit.
Sie wohnen in der Nähe.

Die Erfahrungen in der Kirche
haben mich hellhörig werden lassen bei allen Versprechungen großer nationaler oder übernationaler Gruppen -
von der Krankenkasse über die Regierungen
bis zu den heute übermächtigen
international operierenden Gruppen.
Alle versprechen uns nur das Beste -

Bei den Wahlen geben wir einen Teil unserer Macht ab
und nicht wenige sind dann ihren gewählten Vertretern hilflos ausgeliefert

Aber die ganz Großen
- die da oben -
wir kennen sie nicht einmal -
können wir nicht wählen.
Sie wollen sich auch nicht wählen lassen -
und abwählen lassen schon mal gar nicht.
Viel Macht haben - viel Macht ausüben.




Und dabei noch un-anständig viel Geld verdienen.
Das ist w
ie eine Droge.
Und wer verzichtet schon freiwillig darauf


Das sind so meine Gedanken am 50. Jahrestag meiner Weihe zum Priester.

Ich lebe heute in dem mir verbliebenen Rahmen und Möglichkeiten
in Freiheit und in Liebe zu allem.
Ich erweitere mein Wissen
und vertiefe meine Gefühle
zu mir selbst,
zu den Menschen
die mir nahe stehen,
zu der Welt
die mich umgibt,
zum Universum,
zu dem wir alle gehören.

Ich gehe achtsam mit meinem Leben um
Es ist ein großartiges Geschenk
Ich selbst würde mich einschätzen als ein
Optimistischer Realist
oder
ein realistischer Optimist





Ich wünsche allen - die dies lesen -
Gesundheit an Körper Geist und Seele
und ein entspanntes und glückliches Wachsen



Liebe Grüße

Albert



Zu den Fotos
1. der Hohe Dom in Paderborn
2. 2. Reihe links bin ich
3. Das Adam und Eva Haus in Paderborn - in Eichenholz geschnitzt -
Adam und Eva beim sogenannten Sündenfall
4.Die Kreuzigungsgruppe wurde von einem deutschen Kriegsgefangenen
im französischen Kriegsgefangenlager 1945 in "La Flech" geschnitzt.
Eine Erinnerung an meinen Vater - Die Gruppe ist 12cm groß
5. Skulptur eines "Pontifex Maximus" - "eines
Papstes" - von
Ralf Zickermann
6. Verschiedene Geldscheine im Kerzenlicht
7. Blick auf die Marienkirche in Pirna
8. Elbfähre in Rathen