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Posted: 15 Apr 2018


Taken: 17 Feb 2018

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Ruhrgebiet
Duisburg
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Zeche Friedrich Thyssen 1/6, Fördergerüst des ehem. Schachtes 6 (Duisburg-Hamborn) / 17.02.2018

Zeche Friedrich Thyssen 1/6, Fördergerüst des ehem. Schachtes 6 (Duisburg-Hamborn) / 17.02.2018
Der Bergbau in Hamborn nahm seinen Anfang um 1867, als drei verschiedene Grubenfelder unter der Bezeichnung "Gewerkschaft Hamborn" zusammengefasst wurden. Anlässlich der Gründung des Deutschen Reiches wurde 1871 die geplante Zeche in "Deutscher Kaiser" umbenannt und im selben Jahr mit dem Abteufen des ersten Schachtes begonnen. Obwohl die hier oberflächennahen Fließsandschichten die Arbeiten enorm erschwerten, konnte der Schacht drei Jahre später bei 130 m Tiefe das Steinkohlengebirge erreichen. 1876 begann man nach Errichtung der Tagesanlagen mit der regelmäßigen Kohlenförderung, die im ersten Jahr bereits knapp 20.000 t betrug. Über eine 2 km lange Anschlussbahn war die Schachtanlage mit dem kürzlich eröffneten Bahnhof Neumühl an der Emschertalbahn verbunden, was einen sicheren Abtransport der Kohlen garantierte. Mit Fertigstellung des Hafens Alsum 1882, der ebenfalls an die Zechenbahn angeschlossen war, konnte das Bergwerk nun auch den Transportvorteil des Rheins nutzen.

Ab 1883 erwarb August Thyssen die Mehrheit der Anteile der Gewerkschaft Deutscher Kaiser mit dem Ziel, eine eigene Kohlebasis für seine Eisenwerke sicherzustellen. Das Bergwerk wurde nach und nach zu einer Hüttenzeche ausgebaut, unter anderem durch die Angliederung eines neuen Hochofen-, Stahl- und Walzwerks, das Thyssen seit 1889 nahe Hamborn in Bruckhausen errichten ließ. Im Rahmen dieser Expansion begann man mit dem Aufschluss der äußeren Feldesteile durch weitere Schachtanlagen. 1888-96 wurde 3 km nordwestlich vom ersten Schacht in Hamborn der Schacht 2 und 1889-95 direkt beim neuen Hüttenwerk in Bruckhausen Schacht 3 abgeteuft. Die Teufarbeiten am Schacht 2 stellten sich als besonders schwierig heraus, da Schwimmsandeinbrüche ein langwieriges Sümpfen (Trockenlegen) notwendig machten. Als Abschluss dieser Expansionsphase entstand von 1899 bis 1903 weiter südlich Schacht 4, der in direkter Nähe zur zweiten Thyssen'schen Hochofenanlage, dem Hüttenwerk Meiderich, lag. Die Schachtanlagen 3 und 4 wurden jeweils mit Kokereien ausgestattet und waren damit auf den Bedarf der Stahlwerke von Thyssen ausgerichtet. Mit rund 1,5 Millionen t Kohle hatte die Gewerkschaft Deutscher Kaiser 1902 als größte Zeche des Ruhrgebiets die Spitzenstellung im Revier erreicht.

Da die vier Schachtanlagen recht weit auseinander lagen, war eine ausreichende Bewetterung in den Grubenbauen nicht gewährleistet. Daher beschloss man den Ausbau der Einzelanlagen nachfolgend zu Doppelschachtanlagen. Es entstanden 1901-10 Schacht 5 neben Schacht 2 (Schachtanlage 2/5), 1903-08 der Schacht 6 neben Schacht 1 (Anlage 1/6) und 1906-08 Schacht 7 neben Schacht 3 (Schachtanlage 3/7). Als Wetterschacht für den Schacht 4 wurde 1908-10 der etwas abseits gelegene Schacht Rönsbergshof in Beeck niedergebracht. Im Hinblick auf den nahe gelegenen Rhein und die nur knapp über dem Wasserspiegel liegende Tagesoberfläche im rechtsrheini­schen Bereich hatte die Bergbehörde vollständigen Bergeversatz angeordnet, um Bodensekungen möglichst zu vermeiden. Zur Erfüllung der Auflagen entschied man sich für Spülversatz, der mit Sand bereits erfolgreich in Oberschlesien erprobt worden war. Da Sand jedoch nicht zur Verfügung stand, wurde die aus den Thyssen'schen Hochöfen gewonnene Schlacke fein gemahlen und mit Wasser gemischt in Rohre zum Versatz nach Untertage gefördert. Um den laufenden Schachtbetrieb nicht zu stören, wurden zwischen 1906 und 1914 vier separate Spülschächte abseits der bestehenden Schächte niedergebracht.

1913 erreichte die Zeche Deutscher Kaiser ihre höchste Jahresfördermenge mit 4,4 Millionen t Kohle und erzeugte insgesamt 1,4 Millionen t Koks. Ab 1915 wurde der Schacht Rönsbergshof als eigenständige Zeche mit Förderung und Seilfahrt betrieben. Durch die rasante industrielle Entwicklung war die Gemeinde Hamborn auf knapp 103.000 Einwohner angewachsen und formal das größte Dorf des Landes Preußen, das somit direkt zur Großstadt wurde. Der gesamte Komplex der Thyssenbetriebe aus Zechen, Kokereien, Hochöfen und Stahlverarbeitung war eng verzahnt und bedrängte die Siedlungsbereiche stark.

Im Zuge der Sozialisierungsbestrebungen entschied man sich 1919 für eine Aufspaltung der Gewerkschaft Deutscher Kaiser. Das Hüttenwerk in Bruckhausen wurde zukünftig als "August-Thyssen-Hütte" (später ThyssenKrup Steel) betrieben, während die Zeche nun den Namen "Friedrich Thyssen" erhielt. 1922 begann man mit den Teufarbeiten für den Schacht 8 neben dem Schacht 4. Dieser ging drei Jahre später in Betrieb, wodurch auch die letzte der vier Schachtanlagen zur vollständigen Doppelanlage (Friedrich Thyssen 4/8) ausgebaut worden war. Gleichzeitig wurden sowohl dort als auch auf der Schachtanlage 3/7 die Kokereien umfassend erweitert. Sie galten als erste Zentralkokereien im Ruhrbergbau und wurden Vorbilder für ähnliche Erneuerungsmaßnahmen dieses Jahrzehnts. 1926 gliederte man die Zeche Friedrich Thyssen in die Vereinigte Stahlwerke AG ein, in dessen Zusammenhang weitere Rationalisierungsmaßnahmen beschlossen wurden. Auf Friedrich Thyssen 1/6 wurde 1927 die Förderung eingestellt und die Schächte zur Seilfahrt und Bewetterung der Anlage Friedrich Thyssen 2/5 zugewiesen, welche großzügig zur Zentralschachtanlage ausgebaut worden war. Um 1928 übernahm man außerdem das Grubenfeld und die Schächte der zeitgleich stillgelegten Zeche Wehofen sowie den Schacht Neumühl 5. Letzterer wurde fortan als "Außenschacht Wittfeld" der Anlage 4/8 betrieben. Friedrich Thyssen 3/7 stellte 1931 infolge der Weltwirtschaftskrise ebenfalls die Förderung ein und diente von da an als Außenanlage der benachbarten Zeche Beeckerwerth. Die Zentralkokerei 3/7 hingegen blieb als Teil der August-Thyssen-Hütte weiterhin in Betrieb.

Im Zweiten Weltkrieg erlitten die Tagesanlagen von Friedrich Thyssen große Schäden durch Luftangriffe. Insbesondere die Schachtanlage 4/8 wurde stark bombardiert und musste eine Zeit lang ihre Förderung unterbrechen. Nach Kriegsende wurde die Zeche der Hamborner Bergbau-AG zugeordnet und dort in der Untergesellschaft Friedrich Thyssen Bergbau-AG eigenständig betrieben. Ab den späten 1950er Jahren kam es im Ruhrrevier zu einer verschärften Absatzkrise für Steinkohle, u. a. weil Erdöl sich immer mehr als besserer Energieträger für den industriellen Nutzen etablierte. Diese schwierige Situation erzwang auch den Duisburger Bergbau zu drastischen Rationalisierungsmaßnahmen. So beschloss man relativ früh die Stilllegung des Förderstandortes 4/8, was am 30. Juni 1959 vollzogen wurde. Friedrich Thyssen 4/8 war damit die erste Großschachtanlage im Ruhrgebiet, die in Folge dieser Kohlekrise stillgelegt werden musste. Dadurch wurde die Öffentlichkeit aufgeschreckt, und es kam schon bald zu heftigen Protesten gegen die willkürlichen Zechenschließungen. Nachfolgend wurden die Schächte verfüllt und die Tagesanlagen abgebrochen, die Kokerei 4/8 hingegen blieb weiter in Betrieb.

Als alleiniger Förderstandort verblieb die Schachtanlage 2/5. Diese, die Anlage 1/6 und die beiden Wehofen-Schächte sowie die Kokerei 4/8 gingen 1968 in die neugegründete Ruhrkohle AG (RAG) auf. Anfang der 70er Jahre konnten noch jährlich knapp 1,5 Millionen t Gasflamm- und Fettkohlen gefördert werden, die in Tiefen von bis zu 990 m abgebaut wurden. 1975 entschloss sich jedoch die RAG zur Gesamtstillegung, da die bauwürdigen Kohlenvorräte zur Neige gingen und die wirtschaftliche Situation einen Weiterbetrieb unrentabel machte. Mit der Zutagehebung des letzten Förderwagens am 15. Dezember 1976 wurde die Zeche Friedrich Thyssen stillgelegt. Im Jahr darauf folgte auch die Schließung der Kokerei 4/8. Damit ging die prägende Zeit des Bergbaus in Hamborn und Meiderich endgültig zu Ende. Nachfolgend verfüllt man alle Schächte, die Außenanlage Wehofen 1/2 hingegen wurde von der Zeche Walsum zur Wasserhaltung übernommen.

An die bergbauliche Vergangenheit in Hamborn erinnert heute das 1907 errichtete Fördergerüst über Schacht 6, das als einziges Bauwerk von der Zeche Friedrich Thyssen 1/6 erhalten geblieben ist. Es wurde bereits 1985 als erstes Industrierelikt im Rheinland unter Denkmalschutz gestellt und gilt als eine der letzten Exemplare des Dreistrebengerüsts mit vier nebeneinander liegenden Seilscheiben (Bauart Promnitz 3). Das ehemalige Zechengelände wurde parkartig umgestaltet, mittlerweile befinden sich hier das Rhein-Ruhr-Bad, diverse Sportstätten und die Geschäftsstelle Hamborn der Agentur für Arbeit.
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