Hans-Georg Kaiser
Wann kommst du, Liebste, aber wieder?

Wenn du zur Arbeit gehst
zu früher Stunde,
wenn du das Licht andrehst
auch mir zur Kunde,
dann bin ich froh,
nur einfach so,
weil Dinge gehen,
sich Zeiger drehen.

Vertraute Lippen, ein schneller Kuss.
„Wann kommst du, Liebste, aber wieder?“
frage ich dich. Nicht, weil ich es muss.
Das wäre dir auch sehr zuwider.

Du lachst mich schelmisch an,
mit wachen Blicken
und sagst vergnügt: „Bis dann!“
Die Türen klicken.
Ich dreh' mich um
und liege stumm
so für Sekunden
noch ganz gewunden.

Vertraute Schritte, dann bist du fort.
Das Radio dudelt sanfte Lieder
von Liebelei und Matratzensport
und von dem blühend weißen Flieder.

Ich will im Kopf mir noch
Gedanken richten
und dann als Frühstückskoch
das Müsli schichten.
Kau dann allein
in mich hinein.
Mit einem Wort,
du bist schon fort.

Vertraute Tage im gleichen Fluss.
„Wann kommst du, Liebste, aber wieder?“
frage ich mich -nicht aus Überdruss -
und strecke katerhaft die Glieder.

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