Schild Paulinenstraße 10, Paulinenstraße 12, Hamburg St. Pauli

Paulinenstraße 10. Erbaut 1866. Bis 1934 im Besitz des jüdischen Arztes Dr. Storch. Nach seinem Tod konnten seine Kinder das Erbe aufgrund der Enteignung und Verfolgung durch die Nazis nicht antreten. Das Haus wurde 1935 und 1936 von der NSDAP, Kreis St. Pauli, als Geschäftsstelle, Schulungsraum und Horchposten zur Überwachung des Viertels genutzt. 1938 erfolgte der Verkauf des Gebäudes an einen sogenannten "Arier" und der Ausbau zu einem mehrstöckigen Wohnhaus. 1943 wurde es im Krieg durch Bomben beschädigt. 1999 kaufte die Stadt Hamburg das bis zu diesem Jahr im Privatbesitz befindliche Haus als Erweiterungsfläche der nebenliegenden Schule.

Paulinenstraße 12. Erbaut 1860. Bis 2010 im Privatbesitz. In der Zeit des Nazi-Regimes war das Gebäude die "zentrale Anlaufstelle für Wohnungslose und Wanderer" des Sozialamtes. Diese Abteilung diente unter anderem dazu, Hamburger Sinti und Roma zu registrieren. Am 16. Mai 1940 wurden 550 von ihnen verhaftet und in das Vernichtungslager Belzec deportiert. Ab 1948 wurde das Gebäude als Hotel Paulinenhof und ab 1996 als gewerbliche Zimmervermietung für Flüchtlinge und Obdachlose genutzt. Von 2005 bis 2010 Leerstand.

2010 erfolgte der Verkauf der beiden Häuser an die Genossenschaft Ecken und Kanten eG und das Wohnprojekt Gure Etxea zur Schaffung von bezahlbarem und selbstbestimmtem Wohnraum. Zeitgleich wurden sie unter Denkmalschutz gestellt. 2012 wurde die Sanierung erfolgreich abgeschlossen und die Gebäude bezogen.