Für solche Überraschungen muss man Siebenbürgen einfach lieben: Hinter einem dicken Mauerring wartet eine Dornröschenburg auf Besucher. Wachgeküsst wurde sie schon längst: Seit den 1990er-Jahren gehört die Burg von Kelling zum UNESCO-Weltkulturerbe. Heute wird ihre Schönheit gut in Szene gesetzt.

Es handelt sich dabei um eine Adelsburg, die der sächsischen Adelsfamilie Kelling, nach der der Ort benannt ist, gehörte. Chyl von Kelling ließ sie im 13. Jh. erbauen – mit einem ovalen Mauerring, Wassergraben und drei Türmen. 1430 verkauften die letzten Familienmitglieder die Burg an die Gemeinde. Die Gemeindemitglieder zogen einen zweiten Mauerring hoch und errichteten die heutige Kapelle. Der ehemalige Wohnturm wurde um zwei Etagen auf 20 m erhöht, um die Sicht und die Reichweite der Waffen über den neuen zweiten Mauerring hinweg zu sichern. In den 1960er-Jahren wurde der Gesamtkomplex restauriert.

Durch den Torturm
tritt man in einen blühenden Garten: Rosenstöcke ranken an den Mauern hoch, ein Brunnen steht neben der Basilika
und aus der Hofmitte erwächst der wuchtige Wohnturm der einstigen Besitzer – darin befindet sich heute eine Sammlung sächsischer Trachten,
Teppiche und Keramiken.

Die Basilika empfängt den Gast mit leiser Kirchenmusik vom Band – und einem Satz aus dem Matthäus-Evangelium, in großen Lettern an die Wand geschrieben: "Siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende."
An den Wänden sind noch Freskenreste sichtbar.

Im hinteren Teil der Befestigungsmauern befindet sich der einstige Steckturm. Die Vorratsräume in der Mauer-Innenseite kann man betreten. Auf den Torturm führen steile Holztreppen hoch, an deren Ende sich ein weiter Blick über das Hügelland und Dorf öffnet.

aus RUMÄNIEN von Diana Schanzenbach