Jamyang Kyi, 42-jährige tibetische Musikerin und Schriftstellerin

Die bekannte tibetische Musikerin und Schriftstellerin Jamyang Kyi ist offenbar ein Opfer des „Verschwindenlassens“ geworden. Ihr könnten Folter und Misshandlung drohen, und ihr Leben könnte in Gefahr sein.

Jamyang Kyi, die als Fernsehproduzentin für die tibetischsprachige Abteilung des staatlichen Fernsehens in Qinghai arbeitet, wurde am 1. April 2008 von Angehörigen des Staatssicherheitsdienstes in Zivil aus ihrem Büro in der Stadt Xining in der Provinz Qinghai mitgenommen. Anfangs hielt man sie im Büro für öffentliche Sicherheit in Xining fest, doch am 4. oder 5. April 2008 brachte man sie an einen geheimen Ort. Über eine Anklage gegen sie ist nichts bekannt.

Jamyang Kyi hatte bis zum 7. April 2008 die Möglichkeit, per Mobiltelefon Kontakt mit ihrer Familie zu halten. Seitdem soll ihr Telefon abgeschaltet sein. Bei zwei Hausdurchsuchungen sollen Polizisten ihren privaten Computer und andere private Dinge sichergestellt haben.

In Tibet ist Jamyang Kyi als Musikerin und Schriftstellerin zu Frauenthemen sehr bekannt. Sie hat vier Alben herausgebracht, auf denen sie modernen „Pop“ mit traditioneller tibetanischer Musik verbindet und war 2006 auf Tournee in den USA, um dort zu singen und Lesungen zu halten. Ihr Blog – www.tibetabc.cn/user1/jamyangkyi/index.html – ist unter jungen Tibeterinnen und Tibetern sehr beliebt, obwohl er vor ihrer Festnahme mehrere Monate lang nicht aktualisiert wurde. Dies ist offenbar das erste Mal, dass sie von den Behörden festgenommen wird.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

In den vergangenen Wochen haben die chinesischen Behörden Tausende Tibeterinnen und Tibeter festgenommen. Die Unruhen in Tibet begannen am 10. März 2008 mit friedlichen, von Mönchen angeführten Protesten in der Hauptstadt Lhasa, die am 14. März gewalttätige Formen annahmen. Am 29. April 2008 waren gegen 30 Tibetanerinnen und Tibetaner Gefängnisstrafen zwischen drei Jahren und lebenslänglich verhängt worden. amnesty international befürchtet, dass die Gerichtverfahren gegen die internationalen Standards für ein faires Verfahren verstoßen haben.

amnesty international hat schon früh systematische Folterungen und anderen Misshandlungen bei in Tibet Inhaftierten dokumentiert, dies betrifft besondern diejenigen, denen die chinesischen Behörden „separatistische“ Aktivitäten zur Last legen. Erfahrungen auf globaler Ebene zeigen, dass es in einem Klima von Geheimhaltung, Mangel an Transparenz, Nichtbeachtung des Rechts auf ein faires Gerichtsverfahren und mangelnder Rechenschaftspflicht besonders häufig zu Folter und anderen Misshandlungen kommt. China verwehrt unabhängigen Menschenrechtsbeobachterinnen und -beobachtern seit langem den Zugang zu Tibet, wodurch es in der Region heute praktisch keine ausländischen Journalistinnen und Journalisten oder andere unabhängige Beobachtende mehr gibt. Aus diesen Gründen fürchtet amnesty international um die Sicherheit und das Wohlergehen derjenigen, die sich dort zurzeit in Haft befinden.

EMPFOHLENE AKTIONEN: Schreiben Sie bitte Telefaxe, E-Mails oder Luftpostbriefe, in denen Sie

  • bei den chinesischen Behörden darauf drängen, den Aufenthaltsort von Jamyang Kyi zu ermitteln und bekannt zu geben;
  • die Behörden auffordern, unverzüglich Garantien für ihre Sicherheit zu geben, falls sie sich in ihrem Gewahrsam befindet, sowie zuzusichern, dass sie in der Haft weder gefoltert noch misshandelt wird;
  • bei den Behörden darauf drängen, dass sie unverzüglich und bedingungslos freigelassen wird, falls man sie keiner als Straftat erkennbaren Handlung anklagt;
  • fordern, dass sie unverzüglich Zugang zu einem Rechtsanwalt, ihren Angehörigen und, falls erforderlich, zu medizinischer Versorgung erhält.

APPELLE AN:

Ministerpräsident
Wen Jiabao Guojia Zongli
The State Council General Office
2 Fuyoujie
Xichengqu
Beijingshi 100017
VOLKSREPUBLIK CHINA
(korrekte englische Anrede: Your Excellency)
Telefax: (00 86) 10 6596 1109 (c/o Ministry of Foreign Affairs)

Gouverneur der Regierung der Provinz Qinghai
Song Xiuyan Shengzhang
Qinghaisheng Renmin Zhengfu
12 Xidajie
Xiningshi 810000
Qinghaisheng
VOLKSREPUBLIK CHINA
(korrekte Anrede: Dear Governor)
Telefax: (00 86) 971 8239540
E-Mail: webmaster@qhinfo.com

Leiter der Abteilung für öffentliche Sicherheit der Provinz Qinghai
He Zaigui Tingzhang
Qinghaisheng Gong'anting
1001 Fang, 10 Ceng
Gong’antingdalou
Xiningshi 810000
Qinghaisheng
VOLKSREPUBLIK CHINA
(korrekte Anrede Dear Director)
Telefax: (00 86) 971 8293220

KOPIEN AN:

Botschaft der Volksrepublik China
S. E. Herrn Ma Canrong
Märkisches Ufer 54, 10179 Berlin
Telefax: 030-2758 8221
E-Mail: chinaemb_de@mfa.gov.cn // chinesischeBotschaft@debitel.net

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Chinesisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 12. Juni 2008 keine Appelle mehr zu verschicken.

RECOMMENDED ACTION: Please send appeals to arrive as quickly as possible, in English or your own language:

- urging the Chinese authorities to clarify the whereabouts of Jamyang Kyi;

- calling on them to provide immediate guarantees for her safety, if she is in their custody, and to give assurances that she will not be tortured or ill-treated in detention;

- urging the authorities to release her immediately and unconditionally unless she is charged with a recognisably criminal offence;

- calling for her to be given immediate access to a lawyer, to her relatives, and to any medical treatment she may need.