Jörg Haider bei Verkehrsunfall gestorben

Jörg Haider ist tot, ganz Kärnten trauert. Der Landeshauptmann starb in der Nacht auf Samstag bei einem Autounfall in der Ortschaft Lambichl südlich von Klagenfurt. Vertreter aller Parteien würdigten Haider als charismatischen Politiker, der es verstanden habe, Stimmungen in der Bevölkerung aufzunehmen.

Sitzungen der Landesregierung und des BZÖ standen am Samstag im Zeichen der Trauer. Ins Kondolenzbuch trugen sich alle führenden Repräsentanten Kärntens ein. Bei einer Trauersitzung des BZÖ appellierten mehrere Vertreter der Parteispitze an die Gesinnungsfreunde, die "politische Vision" des Bündnis-Chefs weiterzutragen. Landesrat Uwe Scheuch sprach von Haider als einem "politischen Vater" und fühlte sich an die Terroranschläge des 11. Septembers erinnert, Generalsekretär Stefan Petzner trat für Zusammenhalt ein, "auch in den bitteren, schweren Stunden".

Knapp 800 Parteifunktionäre, Freunde und Anhänger hatten sich im VIP-Raum des Fußball-Stadions getroffen. In der Mitte des Spielfelds brannten zu einem Kreis arrangierte Öl-Lichter um das Kärntner Landeswappen. Auf einer Großleinwand wurde zudem Haiders Porträt abgebildet.

Der Landeshauptmann war am Weg von einer Veranstaltung in Velden heim ins Bärental, als er nach einem Überholmanöver von der Straße abkam. Sein Auto mähte eine Thujenhecke nieder, krachte danach gegen den Betonpfeiler eines Gartenzauns und prallte gegen einen Hydranten. Danach überschlug es sich mehrmals und kam im rechten Winkel zur Fahrtrichtung auf den Rädern zum Stillstand.

Haider erlitt bei dem Unfall schwerste multiple Verletzungen, denen er wenig später erlag. Das Ergebnis der Obduktion steht noch aus. Die Unfallspur zieht sich über rund 150 Meter. Wie schnell Haider zum Unfallzeitpunkt gefahren ist, war vorerst noch unklar. Ersten Einschätzungen von Polizeibeamten zufolge dürfte er aber deutlich schneller als die an der Unfallstelle erlaubten 70 km/h gefahren sein. Die technische Untersuchung soll am Sonntag erfolgen.

Bundespräsident Fischer zeigte sich "tief betroffen" und betonte, dass Haider ein "Politiker mit großen Begabungen" gewesen sei, der mit seinem politischen Wirken Begeisterung auslösen habe können. Bundeskanzler Gusenbauer unterstrich, dass Haider als langjähriger Landeshauptmann nicht nur die Kärntner Politik entscheidend beeinflusst, sondern auch die gesamte österreichische innenpolitische Landschaft über Jahrzehnte hinweg geprägt habe.

Tiefe Betroffenheit über Haiders Tod herrschte vor allem beim BZÖ. Haiders Stellvertreter Gerhard Dörfler, der nun zumindest vorübergehend Landeshauptmann wird, sagte, in Kärnten sei "die Sonne vom Himmel gefallen". Haiders Vorgänger als BZÖ-Obmann, Westenthaler, würdigte den Landeshauptmann als "einen der größten Politiker der österreichischen Nachkriegsgeschichte".

Doch auch von anderer politischer Seite kamen entsprechende Würdigungen. FPÖ-Obmann Strache, der sich zuletzt mit Haider wieder halbwegs zusammengerauft hatte, zeigte sich geschockt: "Mit seinem Ableben verliert die Republik einen großartigen Politiker." SPÖ-Chef Faymann nannte Haider einen "Ausnahmepolitiker". ÖVP-Obmann Pröll betonte, dass kaum ein anderer die österreichische Innenpolitik in den vergangenen Jahrzehnten derart geprägt habe. Die designierte Grünen-Bundessprecherin Glawischnig bezeichnete Haider als eine der prägendsten politischen Figuren in Österreichs Innenpolitik in den letzten Jahrzehnten, die aber auch entschieden polarisiert habe. Auch die Slowenen-Organisationen, die mit Haider in keinem allzu guten Einvernehmen standen, bekundeten der Familie Beileid.

Der freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer, langjähriger Weggefährte Jörg Haiders, ließ am Abend aufhorchen, als er eine Wiedervereinigung von BZÖ und FPÖ als konkrete Konsequenz des plötzlichen Todes des BZÖ-Obmanns in den Raum stellte. Es sei nun an allen, "die wir glauben, freiheitlich eingestellt zu sein", sich zu überlegen, was denn das Vermächtnis Haiders sei.

Der Kärntner Landeshauptmann wurde 58 Jahre alt. Er hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Töchter. Seine in Oberösterreich lebende Mutter weilte zum Zeitpunkt des Unfalls in Kärnten, da am Wochenende im Bärental ihr 90. Geburtstag groß gefeiert hätte werden sollen.