Schönfeld. Von stiller Einkehr spüren die Gäste des buddhistischen Klosters in Schönfeld nahe Schmiedeberg bei ihrer Ankunft erst einmal nichts. An der Tür werden Besucher von Kunzang, einem weißen Schäferhund, und Kyobsang, einem Husky, neugierig bellend begrüßt. Der Viertnamese Thich Hanh Tan ist Abt des Klosters, das er vor rund handerthalb Jahren in dem 240-Seelen-Dorf im Osterzgebirge eröffnet hat.
Seither kommen Menschen aus ganz Deutschland in das abgelegene buddhistische Zentrum "Amitayus", um inneren Frieden und Gelassenheit zu finden. Für Fremde ist das Kloster von außen nur schwer zu erkennen. Der als Flüchtlingskind in Hannover aufgewachsene Abt kaufte Anfang 2010 ein bakrottes erzgebirgisches Gasthaus und zwei Nebengebäude in Schönfeld für 120 000 Euro. Vieles wurde im Originalzustand gelassen. Nur bunte Wimpel am Haus deuten auf einen spirituellen Ort hin.
"Wir brauchen einen Platz, an dem wir uns zurückziehen können", erklärt Thich Hanh Tan, der mit fünf Mönchen und zwei Nonnen auf dem Anwesen lebt. Ein Auto haben sie nicht. Telefoniert wird nur zweimal am Tag zu bestimmten Uhrzeiten."Das erspart uns Stress und Unregelmäßigkeiten", erklärt der Abt.
Der Buddhismus gilt als stressabbauend, friedliebend und stabilisierend für die Persönlichkeit. Er will den Weg zum Glück durch Mitgefühl und Toleranz lehren. Übermäßiger Konsum, Ehrgeiz, Konkurrenzkampf oder gar Hass sind in der viertgrößten Weltreligion tabu.
Auch in Deutschland fühlen sich davon offenbar immer mehr Menschen angezogen. Seit 1980 stieg die Zahl der buddhistischen Gruppen von 15 auf 620, wie die Sprecherin des Dachverbandes Deutsche Buddhistische Union ( DBU), Michaela Doepke, erklärt. Tausende Deutsche feierten den Dalai Lama, das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, bei seinem Besuch 2009 in Deutschland.
Von den bis zu 500 Millionen Buddhisten weltweit leben schätzungsweise 250 000 in der Bundesrepublik - ohne allerdings amtlich registriert zu sein, wie es bei den christlichen Kirchen und jüdischen Gemeinden der Fall ist. Etwa die Hälfte der Buddhisten hierzulande sind laut DBU Asiaten, zumeist mit vietnamesischen und thailändischen Wurzeln. Große buddhistische Gruppen finden sich in Berlin, München, Hamburg, Freiburg, Köln, Bonn und im Ruhrgebiet. Aber auch in Dresden und Leipzig gibt es Zentren.
Die keusch lebenden Mönche und Nonnen in Schönfeld verbringen den Tag überwiegend mit Meditation und dem Rezitieren von Mantras, heiligen Versen, die zu Selbstfindung und damit Erlösung führen sollen. In einem Raum, der in warmen Gelb- und Rottönen gehalten ist, umweht Weihrauch mehrere Buddha - Figuren. Sport oder schwere körperliche Arbeit sind die Ausnahme.
"Das Haus verlassen wir täglich nur zum Fegen des Hofes und Ausführen der Hunde", sagt der Abt.Eingekauft wird nicht. Die Mönche leben von den Nahrungs- und Geldspenden der Dorfbewohner und Besucher, die dafür bis aus dem 40 Kilometer entfernten Dresden kommen. Auch das Anwesen sei mit Spendengeld bezahlt worden, äußerte sich der Abt.
Die Seminare sind deshalb gratis. "Wir haben Gäste aus dem Osten und Westen Deutschlands. Sogar aus der Schweiz und Österreich waren schon Besucher da", sagt Thich Hanh Tan, der in Hannover und Indien seine buddhistische Ausbildung absolviert hat. Die Plätze sind allerdings rar. Zehn Wochenkurse mit Meditation und Einführung in den Buddhismus gaben die Mönche in Schönfeld 2011, diese Jahr sollen es nur noch sieben sein."Das vergangene Jahr war zu anstrengend, sieben Seminare reichen völlig", sagt der 47-jährige Abt.
Der Anblick der safrangelben Kutten ist zwar ungewöhnlich, die Nachbarn schätzen die ferundlichen Mönche und diese haben sich offenbar gut eingelebt.
Der Abt, Thich Hanh Tan, kann das nur bestätigen und drückt damit zugleich die Philosophie des Buddhismus aus:"Schönfeld hat eine gute und ruhige Atmosphäre, in der wir gern leben".