Es waren Tage des Nachrichten - Chaos, damals , als sich ein Banküberfall in Eisenach aufweitete zur schließlich schwersten Terrorserie seit dem Entschlafen der RAF. Ermittler und Medien überschulungen sich im Durchhecheln von Spuren, Hinweisen und, ja, auch von Gerüchten.
Eins davon: Es gebe "Verbindungen" zwischen Neonazis, Terroristen und Oberweißbach. Und zwar zum Umfeld der ermordeten Michele Kiesewetter. Der dies sagte, ist der oberste deutsche Kriminalpolizist, BKA - Chef Jörg Ziercke. Sein Wort hat Gewicht. Und Folgen, die er hätte bedenken müssen.
Sich gegenüber Oberweißbachs Bürgermeister darauf zurück zu ziehen, er habe ja nur im Innenausschuss und zu "aktuellen Zwischenständen" gesprochen, taugt nicht einmal als Ausflucht. Jeder im Berliner Betrieb weiß, dass Ausschüsse nicht schalldicht tagen und fast jedes Wort, zumal dieser Brisanz, nach außen flutscht. Zweitens hielt ja nicht mal dieser "Zwischenstand" länger als zwei Tage. Dann nämlich mußte das BKA einräumen, dass man sich in etlichen Details vertan hatte - bis hin zur Schule Kiesewetters in angeblicher Nähe zu einem Neonazi - Treffpunkt.
Eine ganze Kleinstadt aber wurde ins falsche, trübe Licht gerückt. Außer zwei mehr oder minder beleidigten Schreibereien haben der Verursacher dieses Desasters und sein Dienstherr nichts getan, die Dinge gerade zu rücken. Das ist nicht nur ein eklatanter Mangel an Verantwortung - das ist auch ein verstörendes Fehlen von so etwas wie Anstand im Amt.