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Posted: 10 Jun 2018


Taken: 08 Apr 2018

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Ruhrgebiet
Oberhausen
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Industrie
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Hauptlagerhaus der ehemaligen Gutehoffnungshütte (Neue Mitte, Oberhausen) / 8.04.2018

Hauptlagerhaus der ehemaligen Gutehoffnungshütte (Neue Mitte, Oberhausen) / 8.04.2018
Auslöser der frühen Entwicklung der Eisenverhüttung im Oberhausener Raum schon zur Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Funde von Raseneisenerz in Sterkrade und Osterfeld. Holzkohle ist zu dieser Zeit neben der Wasserkraft noch der einzige Energielieferant.

Die Wurzeln der legendären Gutehoffnungshütte gehen auf die St.-Antony-Hütte bei Osterfeld zurück, die 1758 als erstes Eisenwerk des Ruhrgebiets die Produktion am Elpenbach aufnahm. Weitere Hütten folgten 1782 mit der namensgebenden Hütte "Gute Hoffnung" in Sterkrade und 1791 mit der Eisenhütte "Neu-Essen" in Lirich. Die drei Werke konkurrierten in der Folge um Erz, Holzkohle und Absatzmärkte, wodurch es eine Zeit lang zu juristischen Auseinandersetzungen kam. Um diesen Streit beizulegen, erfolgte 1808 der Zusammenschluss dieser drei Hütten zur "Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen" (JHH). Miteigentümer war unter anderem der bekannte Industrielle Franz Haniel (1779–1868), der nachfolgend das Unternehmen zielstrebig ausbaute.

Um 1830 wurde der Grundstein für die später dominierenden Produktionsanlagen an der Essener Straße gelegt, als aus einer kleinen Kornmühle am damaligen Emscherlauf das Walzwerk Oberhausen (benannt nach dem nahe gelegenen Schloss Oberhausen) entstand. Dieses erste Blechwalzwerk der JHH, im Volksmund "Alte Walz" genannt, wurde schon damals durch eine selbstgebaute Dampfmaschine angetrieben und verarbeitete den erzeugten Stahl zu Kessel- und Schiffsblechen. Mitte der 1830er Jahre wurde ein Puddelwerk in Betrieb genommen und das Walzwerk um eine Stabeisenstraße erweitert. Um die wachsende Nachfrage durch den Eisenbahnbau nutzen zu können, folgte 1842 eine Walzenstraße für Schienen. Sie musste noch im gleichen Jahr vergrößert werden. Entsprechend rasant entwickelte sich das Werk weiter. Zwei Stabeisenstraßen kamen hinzu, das Blechwalzwerk wurde erneuert. Für die größer werdende Belegschaft der "Alten Walz" errichtete die JHH ab 1846 die Siedlung Eisenheim als erste Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets.

1855 wurde östlich des Walzwerks Oberhausen ein neues Hochofenwerk, die Eisenhütte I, direkt an der Köln-Mindener Eisenbahn in Betrieb genommen. Eine eigene Rohstoffversorgung für die Kokshochöfen bildete die nahe gelegene Zeche Oberhausen, die 1859 als erste Hüttenzeche des Reviers die Kohlenförderung aufnahm. Zum gleichen Zeitpunkt war die JHH mit über 3500 Beschäftigten das größte Hüttenunternehmen im Ruhrgebiet. Von 1868 bis 1872 errichtete man im östlichen Teil des Firmengeländes das Walzwerk Neu-Oberhausen als Puddel- und Bessemerstahlwerk mit zugehörigen Walzenstraßen.

Auf Betreiben von Hugo Haniel, Nachfolger seines Vaters Franz Haniel, wurde 1873 die JHH schließlich in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen "Gutehoffnungshütte, Actienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb" (GHH) umgewandelt. 1877 schloss man wegen der dort ungünstigen Verkehrslage den letzten Betrieb auf dem Gelände der St.-Antony-Hütte. Produktionsschwerpunkt der GHH waren nun die Werksanlagen an der Essener Straße. Mit der Zeche Osterfeld begann zwei Jahre später eine weitere Hüttenzeche mit der Förderung von Kokskohle. Um Kosten zu senken und die Produktion effektiver zu gestalten, ging die GHH noch in den 1870er Jahren zum sogenannten Thomas-Verfahren in der Stahlproduktion über. Es konnte sich rasch durchsetzen und verdrängte sehr schnell das Bessemerverfahren. Das gesamte Hüttenwerk erfuhr im Laufe der Jahrzehnte mannigfache Umbauten, die die Entwicklung der Stahl- und Walzwerkstechnik erforderte. Immer wieder wurde modernisiert und in den Produktionsprozess investiert, um diese technisch und wirtschaftlich zu optimieren.

Von 1903 bis 1905 entstand als werkseigener Hafen der heutige Südhafen Walsum am Rhein. Eine knapp 14 km lange Werksbahn verband das Hüttenwerk mit den Hafenanlagen sowie mit der Zeche und Kokerei Osterfeld. Im Jahr 1909 ging mit der Eisenhütte II ein weiteres Hochofenwerk unmittelbar westlich der Eisenhütte I in Betrieb. Damit umfasste das riesige Werk der GHH zeitweise insgesamt 14 Hochöfen. 1913 wurde die Genehmigung zum Bau des sogenannten "Beamtengesellschaftshauses" erteilt, dem späteren Werksgasthaus. Außerdem entstand zwischen dem Werksgelände der GHH und dem Schloss Oberhausen die Angestelltensiedlung Grafenbusch, und die Emscher wurde verlegt. Im Zuge der Verbundwirtschaft Zeche - Kokerei - Hütte - Kohlechemie wurde zwischen 1927 und 1929 der mit 117,5 m Höhe heute noch größte Gasometer Europas gebaut, als Zwischenspeicher für Gicht- und Kokereigas. In den 1930er-Jahren integriert der Konzern der Gutehoffnungshütte, nachdem die Weltwirtschaftskrise weitestgehend überstanden wurde, alle Montansektoren vom Bergbau über die Eisen- und Stahlerzeugung, Weiterverarbeitung, Maschinenbau bis hin zur Spedition. Während des Zweiten Weltkrieges profitierte die GHH von der gestiegenen Nachfrage an Stahl für den Bau von Waffen und anderen Kriegsgütern. Dadurch wurden die riesigen Werksanlagen jedoch auch zum Ziel alliierter Luftangriffe, so dass die Produktion zeitweise ins Stocken geriet.

Im Zuge der alliierten Entflechtung ging 1953 die Hüttenwerke Oberhausen AG (HOAG) als Nachfolgerin der Gutehoffnungshütte im Eisen- und Stahlbereich hervor. Anschließend erweiterte man die Werksanlagen, unter anderem entstand auf der Eisenhütte II der neue Großhochofen A. Zu Beginn der 1960er Jahre waren insgesamt 7 Hochöfen, 3 Stahlwerke und 11 Walzwerke in Betrieb. Etwa 14.600 Beschäftigte produzierten hier jährlich etwa 1,9 Millionen t Roheisen und 2,1 Millionen t Walzstahl. 1968 übernahm die Thyssen AG die Aktienmehrheit an der HOAG, im Jahr darauf legte man die Eisenhütte I still. Die verbliebenen Betriebsteile einschließlich der Eisenhütte II firmierten ab 1971 als Thyssen Niederrhein AG. Jedoch forderte die gleichzeitig einsetzende Stahlkrise ihren Tribut, so dass 1979 der letzte Hochofen (Ofen A) der ehemaligen Gutehoffnungshütte stillgelegt wurde. Dieser negativen Entwicklung der Stahlproduktion am Standort Oberhausen sollte das damals größte Elektrostahlwerk Deutschlands entgegenwirken, das 1980 am Walzwerk Neu-Oberhausen in Betrieb ging. Thyssen konzentrierte sich jedoch auf die Produktion von Massenstahl und litt deshalb unter dem mittlerweile hohen Konkurrenzdruck in diesem Segment. Nachdem 1990 die letzten Walzwerke an der Essener Straße geschlossen wurden, stellte im Dezember 1997 auch das Elektrostahlwerk seine Produktion ein. Damit ging eine knapp 240-jährige Tradition der Eisen- und Stahlerzeugung in Oberhausen zu Ende.

Der Großteil der Werksanlagen fiel Anfang der 1990er Jahre der Abrissbirne zum Opfer. Auch das einstige Elektrostahlwerk wurde 2006 gesprengt, obwohl es am Anfang noch Pläne für eine museale Nachnutzung gab. Neben dem Gasometer und ein paar umgenutzten Werkshallen zeugt heute von der einstigen Gutehoffnungshütte unter anderem dieses ehemalige Hauptlagerhaus, erbaut zwischen 1921 und 1925. Architekt war Peter Behrens (1868-1940), seit 1903 Leiter der Kunstgewerbeschule Düsseldorf. 1907 berief ihn die AEG als künstlerischen Berater nach Berlin, wo er mit der AEG-Turbinenhalle 1909 einen richtungsweisenden Bau der modernen Industriearchitektur schuf. Um das 93,30 m lange GHH-Hauptlagerhaus gruppieren sich die Hauptverwaltung III, das Torhaus und das Lager für Fette und Öle sowie die Kraftfahrzeughalle mit Torhaus auf der gegenüberliegenden Seite der Essener Straße. Architektonisches Grundelement ist der Kubus. Das Ensemble lebt von zwei gestalterischen Mitteln: dem Gegensatz und der Betonung der geometrischen Proportionen. Gegensätze bestimmen die Ausrichtung der Bauteile, das Verhältnis von Fläche und Raum und die farbliche Gestaltung. Heute verwendet das LVR-Industriemuseum die Lagerhallen als Depot, die oberen Geschosse bilden den Rahmen für Aus- stellungen zum Werk von Peter Behrens.

Auf dem restlichen Gelände der Gutehoffnungshütte entstand im Rahmen des Stadt- entwicklungkonzepts Neue Mitte Oberhausen ab 1996 das "CentrO", eines der größten Einkaufs- und Freizeitzentren Europas.
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