Während der Oberschulzeit hatten wir uns alle für zwei Jahre "freiwillig" zur NVA gemeldet. Es war eine verrückte Zeit. Revolutionär wurde noch mit drei RRR geschrieben. Eine Aktion nach der anderen gegen den "Klassenfeind" mussten wir mitmachen. Auf einem 1. Mai Transparent einer Mühle stand einmal "Jeder volle Sack, ein Schlag gegen die BBU's (böse Bonner Ultras)".

Am härtesten Traf es uns, als wir unterschreiben mussten, dass wir keine NATO Sender mehr hören. Camillos Hit Parade von Radio Luxemburg Sonntags um 16 Uhr war eine ein MUSS.Ebenso die Sendungen mit Frank (Elsner) und Thomas (Dieter Thomas Heck). Ja, so konnten wir keine guten Sozialisten werden. Es wurde zwar tapfer weitergehört, aber die Korrespondenz hörte auf.

Im Januar 1962 wurde in der DDR die Wehrpflicht eingeführt, damit entfiel die Verpflichtung aus Oberschulzeiten. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Nach Beendigungung meines Studiums 1966 und zwei Jahren Lehrertätigkeit in der kleinen Kreisstadt Malchin, musste ich im Herbst 1968 den Weg nach Fünfeichen bei Neubrandenburg antreten. In der 1. Kompanie des Nachrichtenregimentes 5 sollte ich jetzt 18 Monate dienen. Es hätte mich schlimmer treffen können, viele wurden ungefragt an die Grenze geschickt. Der Name Fünfeichen war mir sehr gut bekannt. Bis 45 war es ein Kriegsgefangenenlager, danach wurde es vom NKWD geführt Viele Leute aus meinem Heimatort sind dort ums Leben gekommen, verhungert oder an Typhus gestorben.

Fotos von meiner NVA Zeit habe ich fast keine. Meine Welti Ic musste zu Hause bleiben. Es war strengstens verboten zu fotografieren. Aber bei großen Übungen haben wir es manchmal gewagt.

Die heutige Foto stammt vom Manöver Oder/Neiße im Herbst 1969.