Der Pegasus, das geflügelte Pferd, das die von Perseus enthauptete Medusa im Sterben zur Welt brachte, hat der griechischen Sage nach durch seinen Huftritt die heilige Quelle am Musenberg Helicon zum Sprudeln gebracht. In Wilhelm Hensels Titelvignette zum Liederkreis – seiner ersten künstlerischen Zusammenarbeit mit seiner künftigen Frau als Zeichner – nimmt das Motiv des Pegasus die kreisförmige Anlage von Fanny Hensels sechs Liedern zeichnerisch auf. Das Musenpferd, das am Anfang der Zeichnung steht, steuert am Ende auch den Kahn, mit dem drei Personen in die „goldene Zukunft“ schiffen. Wer die drei sind, ist schwer zu erkennen. Dem zu der unteren Zeichnung gehörigen Terzett "Wiedersehn" sind die Stimmen der Geschwister Rebecka, Fanny und Felix einkomponiert, die nach der Rückkehr des Bruders wieder gemeinsam erklingen konnten. Wilhelm Hensel hat mit der Zeichnung aber vielleicht einen Wunsch seiner Verlobten mit einem eigenen verbunden: Den Wunsch Fanny Hensels, auch in ihrer „zweiten Lebenshälfte“ – als Ehefrau – schöpferisch mit dem Bruder verbunden zu bleiben mit dem eigenen Wunsch, ein Äquivalent zu der künstlerischen Nähe zu finden, die Fanny Hensel mit ihrem Bruder verband. Dann könnten die drei Personen im Kahn auch Schwester, Bruder und Schwager ein.



In einem Familienbrief an ihren Bruder erläutert Fanny Hensel am 10. Juni 1829 die Bedeutung der Zeichnungen Wilhelm Hensels auf dem Titelblatt.

„Nun soll ich den Rand erläutern. Du lieber Himmel, u. schon sind die Lieder eingepackt, u. ich muß aus dem Gedächtniß bänkelsängern. […] Aber der Rand: hear! hear! Vorne an sitzen wir als Kinder, u. spielen, Hensel behauptet, durchaus meine Grimassen getroffen zu haben, wenn ich einzelne Bässe dazwischen pauke. Daß der gute Pegasus ein Violinzeichen zum Schwanz hat, wird Dir wol nicht entgehn.”

Fanny Hensel an Felix Mendelssohn Bartholdy im Familienbrief vom 4.-10. Juni 1829, zitiert nach Marcia Citron, The Letters of Fanny Hensel to Felix Mendelssohn, [New York] 1987, S. 402 f.