DannyB93

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Posted: 13 Sep 2018


Taken: 16 Jun 2018

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Zeche Zollverein 12, Haupteinfahrt (Essen-Stoppenberg) / 16.06.2018

Zeche Zollverein 12, Haupteinfahrt (Essen-Stoppenberg) / 16.06.2018
Das Wahrzeichen des alten und neuen Ruhrgebiets: die Zeche Zollverein. Der industrielle Komplex rund um das ehemalige Steinkohlenbergwerk, seit Dezember 2001 Weltkulturerbe der UNESCO, gilt als eines der beeindruckendsten Industriedenk- mäler weltweit und lockt jährlich über eine Million Besucher an.

Die Anfänge der Zeche Zollverein reichen in das Jahr 1847 zurück, als der bekannte Unternehmer Franz Haniel alle Anteile einer Bohrgesellschaft aufkaufte und somit Eigentümer von 14 zusammenhängenden Grubenfeldern wurde. Der Standort bei Katernberg war dabei nicht zufällig gewählt: Entscheidend ist neben den gefundenen Kohlenflözen, dass die in unmitelbarer Nähe verlaufende Köln-Mindener Eisenbahn einen überregionalen Transport garantierte. Schon im Februar 1847 begann Haniel mit dem Abteufen von Schacht 1 unter dem Namen "Zollverein", benannt nach den Abkommen, die seit 1835 die Zollschranken der einzelnen Deutschen Staaten beseitigten. Trotz einigen Schwierigkeiten mit Wasserzuflüssen erreichte der Schacht 1849 das Steinkohlengebirge in 114 m Tiefe. Ab 1850 wurde direkt daneben der Schacht 2 zur Wasserhaltung abgeteuft. Nach seiner Fertigstellung 1852 konnte die neue Doppelschachtanlage (später als Zollverein 1/2/8 bekannt) mit der Kohlenförderung beginnen; sie war damals die nördlichste aller Zechen im Ruhrgebiet. Durch die starke Kohlennachfrage seitens der Stahl und Eisenindustrie stieg wenig später die Fördermenge sehr stark an. Eine erste Kokerei ging 1857 in Betrieb. Um ausreichenden Wohnraum für die Bergleute zu schaffen, begann man schon 1859 mit dem Bau von Zechenkolonien. Sie entstanden in unmittelbarer Schachtnähe, da die Arbeiter den Weg zur Zeche zu Fuß zurücklegen mussten, und prägten im Laufe der Jahre die Umgebung.

Die Ausdehnung der untertägigen Grubenbaue in Richtung Osten machte bald den Bau eines neuen Außenschachtes erforderlich, der erst 1880-82 mit dem Schacht 3 (später Zollverein 3/7/10) in Schonnebeck realisiert wurde. Zollverein konnte somit ihre Förderleistung steigern und war dadurch 1890 mit einer Million t Kohle sogar das Bergwerk mit der höchsten Jahresfördermenge in Deutschland. Zur Ausnutzung der gleichzeitig sich abzeichnenden günstigen Konjunktur wurde der Entschluss zur Errichtung einer weiteren Doppelschachtanlage nördlich von Katernberg gefasst. Zwischen 1891 und 1896 teufte man dort die Schächte 4 und 5 (später Zollverein 4/5/11 ) ab, die anschließend mit einer weiteren Kokerei in Betrieb gingen und einen Gleisanschluss erhielten. Im südlichen Teil des Grubenfeldes entstand 1895-97 mit dem Schacht 6 eine vierte Schachtanlage (die später als Zollverein 6/9 bekannt wurde). Als Nebenanlage war sie zunächst nur über eine Seilbahn mit Zollverein 1/2 verbunden.

Ein so umfangreiches Grubenfeld, wie es die Zeche Zollverein nun besaß, brachte schon bald Schwierigkeiten mit der Wetterführung (Belüftung) an sich. Um dieses Problem zu lösen, beschloss man, alle Schachtanlagen nach und nach mit zusätzlichen Wetterschächten auszustatten. So wurden bis 1900 neben Schacht 3 der Schacht 7 und auf der Anlage 1/2 Schacht 8 niedergebracht. 1903-05 kam dann der Schacht 9 neben Schacht 6 hinzu. Nun besaßen alle Zollverein-Anlagen mehrere Schächte, so dass sich die Bewetterung in den Grubenbauen erheblich verbesserte. Gleichzeitig modernisierte man die Tagesanlagen, insbesondere auf Zollverein 1/2/8, wo auch die Kokerei grunderneuert wurde. Im Jahr 1910 begann man schließlich mit dem Abteufen des Schachtes 10 auf Zollverein 3/7 als Hauptförderschacht. Nachdem dieser 1914 fertiggestellt war, wurden auch dort die Tagesanlagen erweitert und eine große Kokerei in Betrieb genommen. Während des Ersten Weltkrieges stieg die Jahresfördermenge schließlich auf 2,5 Millionen t Kohle. Als einziger Arbeitgeber prägte die Zeche Zollverein das Leben der Menschen in Katernberg, Stoppenberg und Schonnebeck. So wurde aus der ehemals ländlichen Gegend ein dicht besiedeltes städtisches Gebiet mit nahezu 50.000 Einwohnern.

War die Zeche Zollverein bisher die ganze Zeit im Familienbesitz von Haniel, wurde sie 1920 schließlich von der Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb erworben. Unter deren Regie führte man auf der Zeche weitere Reparatur- und Ausbaumaßnahmen durch. Von 1922 bis 1926 wurde auf Zollverein 4/5 der Schacht 11 abgeteuft, gleichzeitig sind dort die Förderanlagen modernisiert worden. Eine zum selben Zeitpunkt in Betrieb genommene Verbindungsbahn verband die Zeche Zollverein mit dem Hafen Nordstern am Rhein-Herne-Kanal in Gelsenkirchen, so dass die geförderten Kohlen nun auch direkt verschifft werden konnten. Im Gegenzug wurden nach und nach die Kokereien stillgelegt.

Ab 1926 gehörte die Zeche Zollverein zu der neu gegründeten Vereinigte Stahlwerke AG. Diese plante im Rahmen von Rationalisierungsmaßnahmen eine zentrale Förderschachtanlage mit der ungeheuren Tageskapazität von 12.000 t Kohle – das ist das Vierfache der Menge, die eine durchschnittliche Zeche im Ruhrgebiet zu der Zeit förderte. Das Abteufen des Schachtes 12 begann 1929 unweit von Zollverein 1/2//8. Als dieser 1932 fertiggestellt war und in Betrieb ging, stellten alle anderen Schachtanlagen (außer Zollverein 4/5/11) die Förderung ein. Sie eigneten sich dagegen weiterhin hervorragend als Schächte zur Anfahrt der Bergleute oder zur Materialversorgung, weil sie dezentral im Grubenfeld verteilt waren. Für den Untertagebetrieb bedeutete das eine enorme Rationalisierung, denn alle Kohlen aus dem umfangreichen Grubenfeld wurde nun auf Schacht 12 gehoben. Seilfahrt fand hier nicht statt, d.h. Bergleute hatten keinen Zutritt. Die Zeche Zollverein markierte damit ein im Ruhrbergbau völlig neues Prinzip der Verbundanlage, aber nicht nur das, zugleich war sie die größte und leistungsstärkste Zeche im Revier. Doch nicht nur in betrieblicher und technischer Hinsicht, auch in der Architektur sollte sich die Leistungsfähigkeit des Unternehmens darstellen. Nach den Plänen der Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer, die von der sachlichen Architektur der 1920er Jahre beeinflusst waren, entstanden die Tagesanlagen von Schacht 12 zwischen 1930-32 in Stahlkonstruktion mit vorgehängtem ausgemauertem Stahlfachwerk. Letzteres funktioniert als Gliederungsprinzip, da das Raster des Stahlfachwerks bei allen Bauten gleich ist und ermöglicht dem Betrachter einen Maßstabsvergleich der in der Höhe gestaffelten Baukuben. Das ästhetische Grundprinzip der Schachtanlage liegt in einer Reduktion der einzelnen Baukörper auf klare, kubische Formen, ihrer übersichtlichen Anordnung zu einer harmonischen Gesamtheit und einer einheitlichen Fassadengestaltung. Form und Anordnung der Bauten sind direkt aus den technischen Abläufen abgeleitet, jeder Funktion wird ein Gebäude zugeordnet. Markantestes Objekt ist das vollwandige, 55 m hohe Doppelbockgerüst über Schacht 12, welches als „Eiffelturm des Ruhrgebiets“ zum Vorbild für viele später gebaute Zentralförderanlagen wurde. Die Schachtanlage 12 galt somit als die modernste und „schönste Zeche der Welt“.

So erreichte Zollverein 1937 ihre höchste Jahresförderung von 3,6 Millionen t bei 6900 Mann Belegschaft. Auf der Schachtanlage 1/2/8 ging etwa im selben Jahr eine neue Kokerei mit 54 Öfen in Betrieb. 1941 starben 29 Bergleute bei einer Schlagwetterexplosion, dem letzten großen Grubenunglück auf der Zeche. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den man weitestgehend unbeschadet überstand, war Zollverein mit etwa 2,5 Millionen t Fördermenge noch immer der Spitzenreiter unter den westdeutschen Kohlenbergwerken. Mit der Übernahme der Zeche durch die Rheinelbe Bergbau AG begannen Ende der 1950er Jahre erneute Aus- und Umbaumaßnahmen. Schacht 12 wurde von Gestellförderung auf Skipförderung (mit Gefäßen) umgestellt, und die Schachtanlage 1/2/8 erhielt bis 1964 noch einmal eine komplette Neugestaltung, ebenfalls durch Fritz Schupp. 1957 wurde in unmittelbarer Nähe mit dem Bau der Zentralkokerei Zollverein begonnen, welche 1961 als modernste Kokerei Europas mit knapp 200 Öfen in Betrieb ging. Nachdem drei Jahre später die Schachtanlage 4/5/11 ihre Kohlenförderung eingestellt hatte, verblieb Schacht 12 nun als alleiniger Förderstandort auf Zollverein. 1968 ging die Zeche in die neugegründete Ruhrkohle AG (RAG) auf, in welche man 80% aller damaligen Steinkohlenbergwerke in Deutschland zusammenfasste. Schacht 4 wurde im selben Jahr verfüllt, während Schacht 12 bis zur 14. Sohle in 1040 m vertieft wurde.

In den 70er Jahren begann die Zeche Zollverein mit dem Anschluss von Nachbaranlagen. Als erstes wurde 1974 ein untertägiger Verbund mit der Zeche Holland in Wattenscheid eingerichtet und ihre Förderung übernommen. Dabei wurde auch das Grubenfeld der Zeche Bonifacius in Essen-Kray angegliedert. Infolge der Verlagerung des Kohlenabbaus Richtung Norden gab man zwischen 1976 und 1979 den Betrieb auf Zollverein 6/9 auf und verfüllte dort die Schächte. Das gleiche passierte 1980 auch der Schachtanlage 3/7/10, wo die Schächte 3 und 7 verfüllt wurden. Im Rahmen eines Anpassungsplanes für den Kohlenbergbau wurde schon bald von der RAG beschlossen, die Zeche Zollverein mit der Gelsenkirchener Zeche Nordstern zum "Bergwerk Nordstern-Zollverein" zu verbinden. Dieser Zusammenschluss erfolgte zum Jahresbeginn 1983 unter gleichzeitiger Aufgabe des Baufeldes Holland. Alle Kohlen des neuen Verbundbergwerks wurden einzig auf Schacht Zollverein 12 zu Tage gehoben, wo man immer noch eine jährliche Spitzenförderung von 3,2 Millionen t erzielte.

Trotz dieser beachtlichen Leistung haben Stahlkrise, fallende Koksnachfrage und Absatzeinbrüche zur Folge, dass man bereits 1984 die Einstellung der Förderung auf Nordstern-Zollverein beschloss. Nachdem sie nun stolze 140 Jahre in Betrieb war, wurde die Zeche Zollverein am 23. Dezember 1986 mit der letzten Förderschicht stillgelegt. Damit ging der Kapitel Bergbau in Essen, ehemals größte Zechenstadt Europas, endgültig zu Ende. Die Kokerei lief allerdings noch weiter und stellte erst sieben Jahre später ihre Produktion ein. Nach 1986 wurde das Verbundbergwerk Nordstern-Zollverein aufgelöst, Restkohlen in den nördlichen Feldern sind bis 1993 von der Zeche Consolidation abgebaut worden.

Aufgrund ihrer architektonischen Besonderheit wurde die komplette Schachtanlage Zollverein 12 schon eine Woche vor ihrer Stilllegung 1986 unter Denkmalschutz gestellt. In den Jahren danach kaufte das Land NRW das Zollverein-Gelände und ließ es umfangreich sanieren. Seit der Ernennung zum UNESCO-Welterbe 2001 ist aus der ehemaligen Zeche, zusammen mit Schacht 1/2/8 und der Kokerei, ein lebendiger Kultur- und Wirtschaftsstandort geworden. Die einstige Kohlenwäsche beherbergt heute das Ruhr-Museum sowie das zentrale RUHR.VISITORCENTER mit dem Portal der Industriekultur. Die zentrale Anlaufstelle für Touristen und Ausflügler wird in Kooperation von Stiftung Zollverein, Regionalverband Ruhr sowie den beiden Landschaftsverbänden LVR und LWL betrieben. Besucher finden hier alle Informationen rund um die Route der Industriekultur und die Industriekultur im Land NRW. Im Besucherzentrum beginnen auch die Führungen auf dem "Denkmalpfad ZOLLVEREIN" durch die Übertageanlagen des Industriedenkmals. Die Besucher folgen dabei dem "Weg der Kohle". Vom Wagenumlauf über die Bandbrücken bis auf die 40 m hohe Bühne der Kohlenwäsche führt der Rundweg. Modelle und Installationen simulieren die Förderung im Schacht 12.

Viele Firmen und Institutionen haben sich heute in den Gebäuden der Zeche Zollverein angesiedelt. Im ehemaligen Kesselhaus der Zeche, vom britischen Star-Architekten Norman Foster umgestaltet, zeigt das red dot design museum die weltweit größte Ausstellung zeitgenössischen Designs. Das Casino Zollverein bietet eine herausragende Gastronomie. Eine ungewöhnliche montanhistorische Sammlung bietet der Kunstschacht Zollverein, die Totalinstallation „Palace of Projects“ von Ilya und Emilia Kabacov und die Rauminstallation „La Primavera“ von Maria Nordmann entführen in Welten von Utopien und Träumen. Erholung und Entspannung bieten das Sonnenrad, der Zollverein-Park, die Eisbahn im Winter und das Werksschwimmbad im Sommer.

Auch wenn auf Zollverein keine Kohle mehr gefördert wird, war unter Tage noch nicht das Licht aus. Die Schächte 2 und 12 blieben nämlich für über drei Jahrzehnte offen, da sie für die zentrale Wasserhaltung der RAG genutzt wurden. Auf der 14. Sohle in 950 m Tiefe standen sechs große Pumpen, die jährlich etwa 6 Millionen km³ Grubenwasser förderten und es in die Emscher leiteten. Dadurch wurde ein Gebiet aus stillgelegten Grubenbauen entwässert, das sich von Essen über das mittlere Ruhrrevier bis nach Dorsten und Datteln erstreckte. Die Pumpen mussten regelmäßig gewartet werden, weswegen im Schacht 12 bis zur endgültigen Verfüllung 2023 weiterhin Seilfahrten stattfanden.
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