Abends wird scheinbar grundsätzlich irgendetwas angezündet. Mal sind es Autos, mal sind es einfach nur irgendwelche Barrikaden mit dem Sperrmüll, den man schon immer mal loswerden wollte, oder aber es ist ein Müllcontainer. Ist in der entsprechenden Straße dann passenderweise gerade eine Baustelle, darf es auch gerne mal ein 8-Meter- Baucontainer sein, der "wie zufällig" eine Selbstentzündung erleidet.

Mag ich das anzünden irgendwelcher Barrikaden bei politischen Agitationen teilweise noch nachvollziehbar finden (und darüber werde ich jetzt ganz gewiss keine Diskussion führen), versteh ich das bei etwas wie einem Straßenfest aber irgendwie nun so überhaupt nicht, welcher Sinn dahintersteht, gewissermaßen ritualisiert irgendwelche Dinge in der eigenen Nachbarschaft anzuzünden.

Ausser, dass einem die Katzen aufgrund der im ganzen Haus losplärrenden Rauchmelder völlig abdrehen und infolge ihrer dadurch einsetzenden Panik alles zuscheissen und vollpissen und es einem die am Fenster hängende St. Pauliflagge mit vielen lustigen Brandlöchern dankt und die Wohnung eine Nacht nach verbranntem Gummi stinkt (und da kann man noch so viel Durchzuglüften, den Geruch kriegt man nicht raus), wird damit doch nun so rein gar nichts erreicht.
Na gut, die Wirtschaft wird angekurbelt, der Nachbar wird nun schätzungsweise irgendwann demnächst ein neues Fahrrad benötigen, denn sein altes sieht nun noch ein bischen unbenutzbarer wie schon vorher aus, aber war das nun der Sinn der ganzen Aktion?!

Weder werden polizeiliche Einsatzkräfte gebunden bzw. am vorankommen gehindert, um eine politische Aktion etwas ungestörter durchziehen zu können, noch steht hinter einem brennenden Baucontainer auf einem Straßenfest auch nur eine sonstwie geartete Aussage.

Aber vielleicht kann mir ja jemand erklären, wieso am gestrigen Abend im "Am Brunnenhof" nun unbedingt ein Baucontainer abgefackelt werden mußte. Die beiden Straßenfeste fanden übrigens jeweils eine Straße weiter statt, nämlich in der Brigittenstraße und der Bernstorffstrasse.

Da bin ich dann doch ein ziemlicher Spießer, aber ich versuch ja dazuzulernen, wenngleich diese ständigen Rituale, mit der jede politische Aktion und jedes Strassenfest auf St. Pauli mit einem Feuer beendet werden muß auf Dauer doch ein bischen nervend sind... Die Ankündigungsplakate kündigen das lustige Feuerchen leider nie im Voraus an, obwohl es doch jedes Mal enthalten ist - ich hatte ja schon überlegt, "Und abends dann wieder das lustige Feuerchen"- Sticker dazuzukleben...

Und bevor jetzt die Frage kommt, warum ich das dann auch noch filme, wenn mich der Rauch doch so stören würde: Meine Bude war ohnehin komplett verqualmt, da ich mich auf dem Balkon aufhielt, der sich auf der anderen Gebäudehälfte befindet, bekam ich das Feuer erst mit, als sämtliche Rauchmelder (schlauerweise sind die per Funk aneinandergekoppelt) losplärrten und ich gerne wenigstens etwas Sauerstoff in die Räume lassen wollte.
Fenster zumachen wäre entsprechend nämlich keine Alternative mehr gewesen, dafür war es bereits zu verqualmt, und zunächst einmal wollte ich die Batterien aus sämtlichen Rauchmeldern entfernen, um dieses grausame Piepsgeräusch abzuschalten, kümmerte mich also nicht um offenstehende Fenster. Als dann Zeit war (aka die Batterien überall entfernt waren), nun, da war ohnehin alles verqualmt, so dass es durch die offenen Fenster und den dadurch entstehenden Durchzug eher weniger verqualmt als mit dann noch geschlossenen Fenstern wurde...

Aber was diese ritualisierten Feuer nach Strassenfesten nun jeweils sollen, das konnte mir noch niemand schlüssig erklären, und das es am mangelndem Verständnis liegt, kann ich mir für mich selbst nicht vorstellen, bei anderen Gelegenheiten stören mich brennende Barrikaden ja auch nicht so sehr, aber müssen es nun gerade welche nach Straßenfesten sein?!