Die Räumung eines frisch besetzten Hauses am Michaelkirchplatz in Berlin-Mitte ist am Abend weitgehend glimpflich verlaufen. Nur zwei Besetzer leisteten Widerstand. Auch eine anschließende Kundgebung blieb ruhig. In der Nacht gab es im Zusammenhang mit der Räumung doch noch Ärger.

Ärger gab es später: Polizei räumt besetztes Haus, nur zwei Besetzer leisteten Widerstand

Foto: DDP

Von dpa/ddp/apä

 

Nach der Räumung eines besetzten Hauses in Berlin-Mitte haben Randalierer in der Nacht mehrere Autos und Müllcontainer angezündet. Die Taten stünden in Zusammenhang mit der Polizei-Aktion am Michaelkirchplatz, sagte ein Sprecher des Lagezentrums. Die Räumung sei weitgehend friedlich verlaufen. Nur zwei der rund 20 Hausbesetzer leisteten Widerstand. Auch bei einer anschließenden Protest-Kundgebung in Kreuzberg mit rund 150 Teilnehmern blieb es der Polizei zufolge ruhig. Später wurden dann jedoch Autos und Müllcontainer am Lausitzer Platz, am Engeldamm und in der Wrangelstraße in Kreuzberg, in der Libauer Straße und der Liebigstraße in Friedrichshain, in der Ueckermünder Straße und der Kopenhagener Straße im Prenzlauer Berg sowie auf der Fischerinsel in Mitte angezündet.

Etwa 200 Polizisten hatten am Abend das gut drei Stunden zuvor besetzte Haus am Michaelkirchplatz in Mitte geräumt. Gegen 17.30 Uhr waren cirka 20 Angehörige der linksautonomen Szene in das Gebäude eingedrungen, hatten von innen die Haustür und Fenster verbarrikadiert und an der Fassade mehrere Transparente befestigt. Etwa zeitgleich versammelten sich vor dem Haus rund 150 Sympathisanten der Besetzer, die auf Plakaten dazu aufforderten, "selbstorganisierte Freiräume zu verteidigen". Es handle sich bei der Besetzung um einen "Auftakt der Freiraum-Aktionstage".

Bei dem vierstöckigen Altbau handelt es sich um die frühere Zentrale der Gewerkschaft Ver.di, das sich jedoch seit längerer Zeit nicht mehr im Besitz Ver.dis befindet. Schon kurz nach Beginn der Besetzung war die Polizei mit etwa 200 Beamten in Stellung gegangen. Gegen 20 Uhr dann rückten die Einsatzkräfte bis unmittelbar vor das Gebäude vor. Etwa zu dieser Zeit hatte der neue Eigentümer Strafanzeige gegen die Besetzer gestellt und damit die rechtliche Grundlage für eine Räumung schaffen lassen.

Nachdem die Polizei die Besetzer mehrfach vergeblich dazu aufgefordert hatte, das Haus zu verlassen, drangen die Beamten in das Gebäude ein. Um die Türen öffnen zu können, setzte die Polizei Trennschleifer ein. Im Haus nahm die Polizei dann Verhandlungen mit den Besetzern auf.

Etwa eine Viertelstunde später erschien der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans Christian Ströbele am Ort, um zu vermitteln. Nur einer guten halben Stunde verließ er das Haus jedoch wieder; offenbar hatte er die Besetzer nicht zum Aufgeben überreden können. Ströbele äußerte jedoch seine Kritik daran, dass Wohnungen ungenutzt leer stehen.

Die Hausbesetzer hatten in einer Mitteilung den Hausbesitzer aufgefordert, die Aktion zu dulden. Sie kündigten weitere Hausbesetzungen bis zum 1. Juni in Berlin an.

Stand: Mittwoch, 28. Mai 2008, 08:36 Uhr