Zeitgenossenschaft der Kunst drückt sich nicht im Sujet aus, sie zeigt sich in ihrer Verstrickung mit den allgegenwärtigen Praktiken der Subjektivierung. Fragen nach der Identität werden hier durch Fragen nach den Techniken der Identifizierung abgelöst. Identität, Einssein mit sich, gründet in einer Vielheit von Wurzeln. Identität hat keinen Ursprung, sie erwächst einem subtilen und nie abgeschlossenen Spiel der Differenzen, genauer: der Differenzierungen, die diskursive Praxis setzt. Heutige Kunstpraxis ist deshalb wesentlich Diskursanalyse. Ihr kritisches Potenzial liegt fern ab vom Plakativem. Sie arbeitet am Kern der Wissensproduktion, wirkt als Subversion der diskursiven Strukturen. Sie macht den Einwand gegen den Unterschied, den Unterschiede machen sichtbar. Kritik selbst wird so zur Kunst, nämlich der „Kunst nicht dermaßen regiert zu werden". Die Regeln dieses Spiels analysieren und in Frage zu stellen zeichnet Kunst aus. Grenzen verflüchtigen, das Spiel der Grenzziehungen unterlaufen, ausweiten und neu definieren zu können, wird zum Signum der Könnerschaft.

In genau DIESEM Sinne ist STATE BRITAIN [!!!] von Mark Wallinger ein epochales Werk der gegenwärtigen Kunst. Und grandios.