Die gute Nachricht ist, dass Integration zum zentralen politischen Thema wird, und dass das Schönreden objektiver Probleme mit Zuwanderern ein Ende hat. Die schlechte Nachricht ist, die Erkenntnis aus diesem objektiven Blick, dass sich sehr viele türkische Zuwanderer der Integration verweigern und in einer vielfach bedenklichen Paralellgesellschaft leben.

Es war überfällig, dass die Diskussion über die Probleme mit der Zuwanderung nicht der ausländerfeindlichen Hetze der Rechten überlassen bleibt. Probleme und Tatsachen bleiben solche, auch wenn sie von Strache & Co. Politisch missbraucht werden.

Eine in der Vorwoche veröffentlichte deutsche Untersuchung ergab, dass türkische Zuwanderer das weitaus geringste Interesse an Integration haben. Die erschreckenden Ergebnisse der Untersuchung gelten auch für die Türken in Österreich, vor allem in Wien.

75 Prozent der Türken 2. und 3. Generation haben bestenfalls einen Pflichtschulablschluss, viele verlassen die Schule ohne ausreichende Sprachkenntnisse und Lesefähigkeit. Nur 4 Prozent schaffen die Matura. Jedes dritte Mädchen bleibt nach dem Schulabschluss zu Hause. Karriereplan Hausfrau und Mehrfach-Mutter.

Die folge ist eine Arbeitslosenquote der türkischen Zuwanderer von über 12 Prozent, das dreifache der durchschnittlichen Quote in Österreich. Noch schlechter schaut es mit dem Anteil der Türken aus, die insgesamt einer Erwerbstätigkeit nachgehen oder sie anstreben.



Falsche Zuwanderungspolitik Was heute ein kaum lösbares Problem ist, wurzelt in einer völlig verfehlten Zuwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte.

Als billige Gastarbeiter für schlechteste Jobs wurden Zehntausende Analphabeten aus Anatolien angeworben. Unter dem Titel der Familienzusammenführung kamen Frauen und teilweise halbwüchsige Kinder nach.

Selbst ungebildet, konnte die erste Generation ihre Kinder nicht zur Bildung animieren. Stattdessen kapseln sich sehr viele Türken in ihren archaisch-patriarchalischen Familienstrukturen, in zunehmender islamischer Religiosität und in türkischem Nationalismus ab.

Zehntausende zugewanderte Türken leben in einer Paralellgesellschaft zwischen Gebetsräumen und türkischem Satelliten -TV zu Hause. Ihre Chance auf Integration scheitern an eigenem Unwillen und mangelnden Deutschkenntnissen, die an die vielen Kleinkinder tradiert werden. Ihre Chance auf die Billigjobs für die allein sie bestenfalls qualifiziert sind, sinken angesichts der Krise dramatisch. Es bildet sich ein Subproletariat, abhängig von Sozial – und Familienhilfe.

Integration durch bessere Ausbildung in Kindergarten und Schule kann für die Jüngsten eine neue Chance sein. Für die meisten der Erwachsenen und Jugendlichen kommt das zu spät.

Man wird wohl überlegen müssen, ob man mit finanziellen Anreizen die Rückkehr von nicht Integrationswilligen in ihre Heimat organisiert.

Zu ihrem Besten und zu dem ihres Gastlandes.

peter.rabl@kurier.at