Gestern waren wir den ganzen Tag unterwegs und hatten daher keine Muße mehr, am Tagebuch zu arbeiten. Das holen wir nun nach.
Vielen Dank für Eure Gruppeneinladungen – ich werde das zu Hause nacharbeiten!
Am Morgen sind wir wieder in die Berge gefahren, um die Natur zu genießen. Besonders im Naturschutzgebiet haben wir alle paar Meter angehalten, um uns die nächste leuchtende exotische Pflanze (durchs Objektiv) anzusehen. Die Vielfalt ist wirklich unglaublich.
Im Südwesten ein kurzer Stop am Hindutempel. Die reichen Verzierungen der Tempel der tamilischen Hindus sind immer wieder faszinierend. (Die Tempel anderer Hindu-Varianten sind sehr viel schlichter, so auch unser Tempel in La Gaulette, der eher wie ein Wohnhaus oder eine kleine Schule aussieht).
In Souillac haben wir uns die Felsküste von Gris-Gris angesehen. Hier gibt es kein schützendes Riff vor der Küste, so daß sich die Wellen kurz vor den Felsen hoch auftürmen und mit voller Kraft gegen die Klippen prallen. Obwohl die See sehr ruhig war, ein beeindruckendes Schauspiel - wie muß es erst bei starkem Südwind hier aussehen?!
Am Abend dann der Höhepunkt des Tages: Die "Sware Tipic" im Nachbarort Le Morne in Rahmen des " Festival International Kreol" .
Zwischen den zahlreichen Einheimischen verloren sich auch ein paar Touristen wie wir, aber sehr wenige. Eine von Scheinwerfern eingerahnmte Fläche am Strand diente als "Bühne", vor der bereits erwartungsvoll einige Familien auf dem grasbewachsenen Boden saßen. Die meisten aber standen noch in einiger Entfernung herum. So setzten wir uns keck zwischen die Bevölkerung, 2. Reihe Mitte fanden wir ok.
Das Fernsehen hatte sich aufgebaut, es gab erste Interviews - scheinbar wurde live übertragen.
Die Stimmung ganz unbeschreiblich. Bereits vor offiziellem Beginn machten sich die Sega-Gruppen hinten auf dem Strand "warm", fröhliches Geschnatter im Publikum, viele, viele Kinder.
Die Show begann mit lockeren, auch lustigen literarischen Vorträgen, die aus der "alten Zeit" erzählten (soweit wir verstanden... eher weniger als mehr... ich sollte mein Französisch doch mal verbessern, damit wäre das Creol hier ganz gut zu verstehen).
Der Stolz auf die creolische Kultur wurde auch in den Zwischenansagen immer wieder betont - die ganze Welt sollte das hören, so ihr Plädoyer.
Und wirklich: Die Sprache klingt angenehm (ich mag ja das französische "Genäsel" nicht so gerne), die Musik ist mitreißend vom ersten Takt an. Um uns herum singen die Menschen die Lieder begeistert mit, klatschen und wippen im Takt. Ich versuche, zwischen den wippenden Köpfen der ersten Reihe hindurch ein paar Video- und Fotoaufnahmen zu machen... nicht ganz einfach...
Die Kinder beginnen als erste, zunächst vor der ersten Reihe, dann schließlich auf der "Bühne" einen schon fast perfekten Sega hinzulegen. Sie gucken sich jede Bewegung der Tänzerinnen genau an und vollziehen sie nach. Die beste der kleinen Tänzerinnen ist 3 Jahre alt... sie bekommt Sonderapplaus und bemerkt gar nicht, daß sie gemeint ist... Die Kinder (auch die Jungs!) lernen Sega parallel zum Laufenlernen…
Etwa 8 Saga-Gruppen mögen es gewesen sein, jede mit einem eigenen "Kolorit", z.B. unterschiedlichen Instumenten: Die einen auf den "alten" Instrumenten Benzinkanister und Bambusrohr - andere auf den heute üblichen Instumenten Ravanne, Maravanne und Triangel.
Nachdem die TV-Kameras abgeschaltet waren, ging es natürlich am Strand in kleinem, aber richtig echtem Rahmen weiter: Die Musiker eng umkreist von begeisterten Sega tanzenden Menschen... Wir fühlten uns, als ob wir von einem anderen Planeten hier gelandet waren, aber die Einheimischen schienen das nicht so zu empfinden, wir waren einfach Menschen unter Menschen.
Sehr treffend dazu diese Beschreibung:
„Le Morne im Südwesten der Insel ist stark mit der Geschichte des Ségas verbunden. In der Legende heißt es, daß der Strand dort ein »cooler« Ort ist, der nachts im Mondlicht liegt. Hier trafen sich die Sklaven am hell lodernden Feuer, das ihre Gesichter erleuchtete und die Löcher ihrer nahen Hütten versteckte. Tie Tänzer warteten darauf bis die Musiker ihre Ravannen am Feuer erhitzt hatten.“ (www.mauritius-island.de/Mauritius-Island/Sega.htm)
Ein ganz unglaubliches Erlebnis... mit dem Triolenrhythmus in den Ohren und im Herzen sind wir dann spätabends ins Bett gekippt.
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