Die Idee, abgerissene bzw. zerrissene Plakate zu photographieren, kam mir nach dem Besuch einer Ausstellung in der Schirn in Frankfurt. Der Titel war 'Poesie der Großstadt - Die Affichisten'.
Die Affichisten waren eine kleine Künstlergruppe im Paris der 50er und 60er Jahre, die anonym zerrissene Plakate aus dem öffentlichen Raum als Ausgangsmaterial für ihre Werke benutzten. Die Pakate wurden in großen Stücken oder Streifen von den Plakatwänden gerissen und ausgestellt. Dabei ergab die Zufälligkeit der Abrisse durch die Verformung der ursprünglichen Buchstaben und Formen interessante Effekte. Die Namen der Künstler sind heute weitgehend vergessen und die Kunstgeschichte betrachtet den Affichismus lediglich als Vorstufe zum Nouveau Realisme und erwähnt ihn kaum.
Eine Collage setzt aus verschiedensten Elementen und Materialien ( z.B. Bildern, Zeitungsaussxhnitten, Photos, Stoffteilen u.v.m. ) eine neue Wirklichkeit zusammen; die Decollage dagegen arbeitet mit den Resten dieser Wirklichkeit und legt damit die Vergangenheit frei. Worte werden zu Wortfetzen und das, was ursprünglich auf Bildern zu sehen war, ist so nicht mehr zu erkennen. Die Schichten der Vergangenheit sind dabei noch vorhanden; der Sinn allerdings verschiebt sich. Die Decollage ist eine Archäolgie des modernen Lebens. Nebenbei scheint sie mir auch ein Ausdruck der heutigen Zeit zu sein. Lebens- und Arbeitsprozesse werden zerstückelt und fragmentiert. Wirklich Neues entsteht selten; meist ändert sich nur die Verpackung.
Das versuche ich mit meinen Bildern zu zeigen. Wobei ich immer wieder überrascht bin, was da so alles hervorschaut unter den Fetzen. Und wie die Zufälligkeit so ihr Spiel treibt. Und was für nette und witzige Konstellationen da entstehen können.