Eine Forscherin untersuchte knapp 500 Stasi-Akten und entdeckte Erstaunliches. Unter den DDR-Ärzten waren einige, die ihre Schweigepflicht nicht besonders ernst nahmen.

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Nach dem Mauerfall habe die große Mehrheit der DDR-Ärzte außerhalb des öffentlichen Dienstes unbehelligt weiterpraktizieren können. Hoppe forderte diejenigen Ärzte, die Patienten und Kollegen denunziert hätten, sich zu offenbaren und ihre Schuld einzugestehen. «Ein Wort der Entschuldigung ist das Mindeste, was die Opfer der Bespitzelung erwarten dürfen,» sagte der Ärztepräsident.

Eine überwältigende Mehrheit von 89 Prozent der IM-Ärzte wurde laut Studien zur Bespitzelung der Kollegen eingesetzt. Der bildungsbürgerlich geprägte Berufsstand habe dem Regime wegen seiner Kritik als suspekt gegolten. Außerdem sei die Flucht- und Ausreisewilligkeit von Ärzten besonders hoch gewesen. Der Anteil der Ärzte, die auch Patientenunterlagen verraten hätten, habe bei 28 Prozent gelegen.

«Am widerlichsten»

Als «am widerlichsten» stufte die Autorin der Studie, Francesca Weil, eine Dermatologin mit dem Decknamen «Irina» ein, die über Jahre hinweg auf insgesamt 470 Seiten detaillierte und teils brisante Angaben zu mehr als 1.000 Patienten gemacht habe, von denen eine Anzahl vom MfS als «operativ relevante Personen» eingestuft worden seien. Sie habe jeden Monat 200 Mark extra kassiert.